Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artikel 69. Bethusy-Huc. 529 
Voden, sie haben keine Aussicht auf Erfolg, und es wärr ganz gut, wenn 
wir mit den Bestimmungen darüber verschont blieben. Wenn die Principien 
nicht durchkommen sollten, so kann es sich um solch' kleine Dinge nicht han- 
deln. Aber, meine Herren, ich weiß ja, daß es nicht viel helfen wird; indeß 
möchte ich doch zum Schluß Ihmen nochmals sagen: Denken Sie doch an 
die ungeheure Verantwortang! Denke doch jede Partei, die sich liberal neunt, 
an die ungeheure Verantwortung, die sie auf sich nähme, wenn sle dieser voll- 
endeten Exportation des Preußischen Budgetrechts, des Budgetrechts der Preußi- 
schen Verfassung hier ihre Sanction geben wollte! (Bravol links.) 
Graf Beihusy-Har.“) Meine Herren! Wollte ich dem Drange 
eines etwas geschwollenen Herzens folgen, so würde lch Ihnen 
sagen: ich bin des trockenen Tones des Vermittlers nun satt; 
ich müßte aber noch hinzufügen; ich will einmal den Teufel spie- 
len, das heißt, den Geist, der stets verneint. Meine Herren! 
Ich habe nicht das Unglück, mich zu schleppen mit vielen Prin- 
ciplen; ich komme daher auch nicht so oft wie Andere in die un- 
angenehme Alternative, ein Princip entweder verleugnen oder es 
auf Gefahr des „peret mundus“ hin vertreten zu müssen. Ich habe 
zwel oberste Principien: das Königliche Preußenthum und das 
nattonale Deutschthum. Aus diesen heraus ergiebt sich eine gewisse Con- 
tinultät der Ansichten mit Nothwendigkeit, welche mich, wie ich hoffe, 
vor wirren Sprüngen eben so sicher bewahren wird, als vor einem 
starren Festhalten an Doctrinen und Theorien. Ich weiß, meine 
Herren, daß es auf dem politischen Geblete eine Gefahr giebt, welche 
der Granate auf dem Schlachtfelde gleich vernichtend wirkt. Es 
ist die Gefahr der Lächerlichkeit. Ich weiß, daß die Rolle des Ver- 
mittlers mehr als andere geelgnet ist, Den, der sie Üübernimmt, in 
diese Schußlinie hineinzuführen. Wie es aber, meine Herren, thö- 
richt ist, auf dem Schlachtfelde sich ohne Zweck einer Gefahr aus- 
zusetzen, so ist es, wie auf dem Schlachtfelde, auch auf anderen Ge- 
bleten geboten, diese Gefahr nicht zu scheuen, so lange sie die 
geringste Aussicht eines Erfolges bietet. Es kann die eigene Per- 
son auch hier nicht in Betracht kommen und ich, meine Herren, werde 
fortfahren, auf dem Boden der Thatsachen die Vermittelung zu versuchen, so 
lange ein Zoll breit Boden dafür da ist, und ich glaube dadurch nicht min- 
der warm, nicht minder entschieden zu sein, als die Herren, welche mir von den 
beiden entschiedensten Seiten dieses Hauses vorangegangen sind. Nicht das, 
was man glaubt, entscheidet über die Wärme, sondern das, wie man seine 
eigene Person dafür einzusetzen bereit ist. Trotz dieser allgemeinen Einleitung 
will ich nicht in extenso auf die Generaldebatte zurückgreifen. Ich glaube, 
mich nach den erschöpfenden Verhandlungen des gestrigen Tages darauf be- 
4% Gt. Ber. S. 644. 
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