Artikel 79. Hofmann. 627
wie in Baden Volk wie Regierung von dem Deutfchen Beruf durchdrungen,
sich Norddeutschland anzuschließen wlnschen; und endlich meine Herren, so
wissen wir aus Baiern, und noch dieser Tage hat ein Baierischer Abgeord-
neter, der sich hier in Berlin aufhält, erklürt, wenn in der Baierlschen Kam-
mer jetzt fofort Über den Anschluß Bayerns an Norddeutschland abgestimmt
würde, so wäre er der festen Ueberzeugung, daß mit großer Majorität die
zweite Baierische Kammer diesen Antrag annehmen würde. (Bravol) Wir
wissen auch aus den Zeitungen, daß in den letzten Tagen eine Interpellation
Baierischer Abgeordneter wegen der Luxemburger Frage an den Baierischen
Ministerpräsidenten erfolgt ist, in der diese Abgrordneten erklären, daß, wenn
um dieser Luxemburger Frage willen, die nicht bloß eine Frage um 46
Quadratmeilen Landes, nicht bloß eine Frage um 200,000 Leute, — die eine
Frage der Deutschen Ehre sei, ein Krieg kommen sollte, dann sie zu uns
stehen wollten auf das Leben und anf den Tod! (Bravol) Meine Herrrn,
indem diese Baierischen Abgeordneten das erklärten, haben sie ebenfalls
gezeigt, daß sie auf das Vorurtheil gerade dieses mächtigsten Süddeutschen
Staates, sich an Preußen anzufchließen, und indem fie sich auschließen, auch
sich Preußen unterzuschließen — verzichtet haben. Meinc Herrea, glebt es deun
einen Augeablick, der uns das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die
Nothwendigkeit diefer Zusammengehörigkeit klarer vor Augen stellen kann als
der gegenwärtige? Die Baierischen Abgrordneten hatten wegen der Luxem-
burger Frage interpellirt. Nun, meine Herren, die Luxemburger Frage, sie
hängt ja jetzt noch wie eine Gewitterwolke um den Westen unseres Welt-
theils. Aber wenn diese Gewitterwolke, kriegeschwanger, wie sie ist, näher
kommen und sich ausbreiten sollte, wenn fie ihre Stürme loslassen sollte,
die leicht schlimmer werden könnten als die furchtbaren Gewitter zu Aufang
dieses Jahrhunderts, nun, meine Herren, dann ist es doppelt unsere Pflicht,
daß ganz Deutschland zufammenfteht, daß wir mit dem Süden zufammen-
halten, um diesen Stürmen widerstehen zu können; und wenn wir zufammen-
halten, dann, meine Herren, bin ich überzeugt, Deutschland braucht eine
Welt in Waffen nicht zu fürchten. (Lebhafter Beifall.)
Zundes-Commissarius Gcheimer Legationsrath ofmann (Hessen).“)
Meine Herren! Ich bin zu meinem großen Bedauern verhindert ge-
wefen, der gestrigen Vormittagssitzung von Anfang an beizuwohnen, ich
habe deshalb leider versäumt, die Begründung der Interpellation der Perren
Abgeordneten aus Oberhessen und die Beantwortung derselben von Seiten
des Königlich Preußischen Herrn Ministerpräsidenten selbst mit anzuhören.
Ich habe inzwischen die betreffenden Verhandlungen nach dem Steuographischen
Bericht eingesehen, und ich kann nicht umhin, die erste Gelegeuheit,
die am nämlichen Morgen eingelaufene „Zuschrift des Landescomilé der Deutschen Partei
in Würtemberg“ d. d. Heilbronn 7. April. Resolulion 3 in tino ist auf Eimrin Wür-
temberge gerichict.
½% St. Ber. S. 681.
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