636 Berhöltniß zu Süddeutschland.
daß kcin Fuß breit Deutscher Erde uns entfremdet werden solle; wie jedoch
gegenwärtig die Thatsachen liegen, kann es mir nicht einsallen, hierauf zurück-
mkommen und hierbei amendiren zu wollen. Wir müssen die Ausgleichung
dleses Verhältussses der Zukunst überlassen. Abgesehen aber auch von den
Dentsch-Oesterreichischen Landen handelt es sich nicht allein um die Süd-
deutschen Staaten; bewegte uns denn in den jüngsten Tagen nicht noch
ein anderes Bundesgebiet lebhaft, ist nicht Luxemburg ebeusalls ein Land,
dessen wir gar sehr und ernstlich zu gedenken haben? Welche Basis hat
nun und was will der vorgelegte Entwurf in allen diesen Be-
ziehungen? Weiter nichts, meine Herren, als sogenanntes lnter-
nationales Verhältniß, er bietet nichts als derartige Verträge mit
den Süddeutschen Staaten. Soll damit etwa das Gefühl der Zusammen-
gehörigkeit ausgedrückt werden, von dem erst heute wieder so emphatisch ge-
sprochen worden ist? Auch das ist Ihnen von dem Abgeordneten Bebel be-
reits sehr schlagend auseinander gesetzt und sehr richtig ist's gesagt worden,
daß das nichts Anderes heißt, als die vorhandene Klust überbrücken, aber
nicht die Kluft auszusüllen. Um mich nicht Wiederholungen schuldig zu
machen, erwähne ich nur, daß ich mit Vielem, was der geehrte Abgeordnete
Bebel augegeben hat, einverstanden bin und Übereinstimme, jedoch auch in
einigen Punkten bezüglich der Schlußfolgerung von ihm abweiche. Ich halte
mich nämlich an die gegebenen Thatsachen, obschon ich wenigstens einen deut-
lich erkennbarrn Anlaus zur einheitlichen Gestaltung Deutschlands schon gegen-
wärtig sehen möchte. Auch darin, meine Herren, unterscheide ich mich von
dem ersten Herrn Vorredner, daß ich anerkenne, wie unter den gegebenen
Verhältuissen die Führung Preußens eine Nothwendigkeit sei, und ich erkläre
ausdrücklich, daß ich damit auch vollstäudig zusrieden bin. Aber, meine Herren,
was trennt und kaun denn eigentlich die Süddeutschen Staaten noch von uns
trennen? Die Führung Preußens ist es sicherlich nicht, nein, ganz andere
Momente sind es als die, welche vorhin angegeben worden sind. Würden
wir, meine Herren, eine Verfassung zu Stande gebracht haben, welche die
freiheitlichen Elemente gleichfalls in ihre Spalten ausgenommen hätten, wültr-
den die Bestimmungen weniger absolutistisch ausgefallen sein als sie es in
der That sind, dann würden wir ganz bestimmt eine größere Geneigtheit des
Südeus erblicken können, einzutreten in diesen Bund, der vorläufig nur als
Norddeutscher Bund gestaltet ist. Es ist gegenwärtig von keiner Seite her
die Grliudung einer Förderativ-Republik zur Sprache gekommen und alle
Vorschläge, die auch von der linken Seite dieses Hauses bei Berathung des
Verfassungswerkes ausgegangen sind, haben keine Spur eimr solchen Bestre-
bung irgend wie erkennen lassen. Alle Amendements, welche auf dieser Seite
(der linken) gestellt worden sind, sie waren offen und redlich dahin gerichtet,
aus dem Verfassungsentwurf ctwas Gutes zu machen, und man stellte sich
hierbei auf den eonstitutionellen Standpunkt. Woas die Petitionen und Er-
klärungen Einzelner in Baiern und Würtemberg über den Eintritt der Süd-