Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

642 Berhãliniß zu Süddeuischland. 
weise noch weitere Zustimmungen. Mir ist dies nicht recht Mar geworden. 
Ich bin eben so wenig beruhigt durch die Versicherungen, welche die nationale 
Partei aus dem Munde elnes ihrer Führer, ihrrs Sprechers von heute, uns 
gegeben hat. Ich traue dieser neuesten Großmacht denn doch nicht so sehr, 
daß ich die Befürchtung Üüberwinden könnte, daß sofern es verfassungemäßig 
feststeht, daß Süddeutschland nur durch internationale Verträge mit Nord= 
deutschland in Verbindung stehen soll, es leicht sein wird, ja daß re vielleicht 
nicht ohne Krieg möglich sein wird, diese Grenglinie, diese Barriere zu über- 
schreiten. Dieses grohr und, wie ich glaube, vollkommen berechtigte n- 
tionale Bedürsniß einer friedlichen verfassungsmäßigen Entwickelung hat uns 
zu dem von uns augegebenen Verbesserungsantrage veranlaßt. Auf die For- 
mulirung desselben lege ich wie gesagt keinen sonderlichen Werth; ich bin 
vollständig berelt, ihn zu Gunsten des von dem Abgeordneten Duncker und 
Genossen ausgegangenen zurllckzuziehen, obgleich er mit gutem Vorbedachte so 
abgefaßt worden ist wie er Ihnen vorliegt. Es ist bekanutlich die Main- 
linie sehr scharf festgehalten worden für die Constitairung des Norddeutschen 
Bundes, so stricte, daß in seinem Interesse sogar eln Staat durchgeschnitten 
worden ist. Mit den südlich vom Main belegenen Staaten haben allerdings 
zunächst diejenigen Deutschen Staaten von uns bezeichnet werden sollen, welche 
ihre politische Entscheidung in ihren nationalen Interessen und ihren Re- 
gentenhäusern finden, ohne durch außerdeutsche Interessen und Verträge daran 
gehindert zu sein. Ich glaube, daß es Niemanden in diesem Hohen Hause 
in den Sinn kommen wird zu meinen, daß der politische Schwerpunkt der 
Oesterreichischen Monarchie außerhalb Oesterreichs liege; die Deutschen Pro- 
vinzen Oesterreichs werden deshalb nur nach dem Oesterrelchischen Staats- 
Interesse rücksichtlich ihrer künftigen Zusammengehörigkeit mit dem Ubrigem 
Deutschland bestimmt werden können. Ueber die Luxemburger Frage schwe- 
ben ja, wie wir wissen, gegenwärtig sehr ernste diplomatische Verhandlungen. 
Der Schwerpunkt für die südlich vom Main belegenen Deutschen Staaten 
aber liegt nicht in ihnen selbst, sondern in Deutschland, d. h. in der fltr sie 
gegebenen Nothwendigkeit, sich an Norddeutschland anzuschlieben, und zwor In 
dem Umfange und Mahe, daß sie dadurch und nur dadurch nach allen Sei- 
ten hin in ihrer nationalen Existenz gesichert sind. Wird dies nicht erreicht, 
dann werden sie gegen ihren Willen und ihr Interesse von uns abgedrängt, 
und wir können es wahrscheinlich nicht verhindern, daß sie ihren Halt- und 
Stützpunkt außerhalb Norddeutschlands suchen. Meine Herren, ich glaube, 
es ist nicht bloß ein großes nationales Interesse sondern eine mbe- 
dingte National-Pflicht, den Brüdern jenseite des Mains die Thür nicht 
zu verschließen sondern zu öffnen, recht weit zu bffnen, recht leicht es ihnen 
zu machen, in die Gemeinschaft mit uns wiederum zur#ckzukehren. Ich glanbe, 
durch eine solche Bestimmung werden wir uns den Dank der Nation erwer- 
ben. Wir sind wiederholt aufmerksam gemacht worden auf das Urtheil der 
Geschichte, welche Über unser Verhalten zu Gerichte zu sitzen nicht untrrlossen
	        
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