648 Berhältniß zu Süddentschland.
aber nicht darüber grämt, sondern ganz gut darauf schläft, wenn wir es den-
noch nachher annehmen. (Heiterkeit.) Insofern mit also in dieser Beziehung
nicht gerade widersprochen wird, habe ich die lebhafteste Neigung, mich für
das Amendement zu erklären, und gerade den verehrten Herren Abgeordneten,
mit denen ich in den vorhin ausgesprochenen Gesinnungen so lebhaft sym-
pathisire, dafür von meinem Standpunkte aus ein bescheidenes Vertrauens-
votum zu geben. Meine Herren, unter dem vielen Richtigen, was heute hier
ausgesprochen ist, namentlich auch von den Herren Abgeordneten für Oena-
brlick und Stade, ist meiner Ansicht nach eine Beziehung, die besonders in
der Beurtheilung dieses Amendements sowohl als in der ganzen Discufsion
durchklingt. Es sind die Erinnerungen an unsere gegenwärtige Europäische
Lage. Ich will nicht untersuchen, — das ist nicht meines Amtes und ich
bin dazu auch nicht hinlänglich unterrichtet, — wie nebelhaft oder wie dicht
die Wolken sein mögen, die in diesem Augenblicke an dem Europäischen po-
litischen Horizonte hängen, ob wir mit anderen Worten, wie sich einmal
Lord Palmerston im Parlament ausdrückte, dem Krlege entgegentrelben oder
ob wir, wie ich zu Gott wünsche und hoffe, im Stande sind, mit Ehren den
Frieden zu vermeiden (Große Heiterkeit) — den Krieg zu vermeiden. Ich
kann mich nur darüber freuen, daß ich unbewußt den Herren zu einer ge-
wissen Erheiterung in unseren trüben Stunden Veranlassung gegeben habe.
Also ich meine: mit Ehren den Krieg zu vermeiden. Wie gesagt, es fehlt
mir die Keuntniß der Lage dazu, um das mit Entschiedenheit irgend nur
prognosticiren zu können, aber ich meine, meine Herren, diese Europälsche
Gesahr könnte doch zwei angenehme Folgen für uns haben. Die erste hat
das verehrte Mitglied für Osnabrück zwar nicht ausgesprochen, aber ich wage
zu behaupten doch angedeutet — sie betrifft unsere Verhandlungen in diesem
Saale. Wir werden in wenig Tagen der Schlußberathung entgegengehen.
Meine Herren, der Herr Abgeordnete für Osnabrück hat mit einer seltenen
künstlerischen Begabung, mit einer Kunst der Malerei, in der ich nicht wage
mit ihm irgend zu wetteisern, die verschiedenen Parteien, die unserrm Werke
entgegenstehen, geschildert. Ich unterschreibe auch hier jedes Wort, ich möchte
es aber nicht wiederholen, schon aus dem Grunde, weil ich die bezeichneten
Herren in ihren Träumen nicht stören möchte. Er hat gesagt: „das sind
die Herren, die dem Werke entgegenstehen“; — ich glaube aber, der Satz
war nur halb; er hätte hinzufügen können: „und die leider bei jeder Gelegen-
heit mit uns stimmen“ (d. h. mit ihm und seinen Freunden). Meine Her-
ren, ich hoffe, daß die Lage Europas auch dazu beitragen wird, den chemi-
schen Scheiduugsproceß zwischen den ehrenwerthen Herren, denen der Herr
Abgeordnete für Osnabrück angehört, und den particularistischen Elementen
von rechts und von links, den consessionellen und nicht conufessionellen, zwi-
schen ihm und den Herren, die leider mit ihm zusammen stimmen, mit denen
er leider zusammen stimmte in den letzten Tagen, zu vollziehen. Das ist die
eine erwünschte Folge, die ich mit ihm davon voraussehe. Die zweite Folge