Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

82 Meichslag. 
Gebrauch zu machen, am allerwenigsten wird sie davon Gebrauch machen 
in Bezug auf die Angriffe, die die Regierung selbst treffen, sie wird nur 
zum Schutz der Privatrechte gegen persöuliche Beleidigung jemals davon Ge- 
brauch machen. Wenn behauptet wird, daß unter dieser Einrichtung die 
Freiheit litte, so halte ich das für eine der Überktriebenen Decla- 
mationen, deuen ich lediglich einen ornamentalen Character in den Reden 
der Vertheidlger des Antrags beilege. Wenn elner der Herren Vorredner, 
der Abgeordnete fllr Berlin, bei dieser Gelegenheit darüber Klage ge- 
führt hat, dab unter Umständen der mühsam erzwungene höfliche Ton 
einem andern Platz mache und damit ziemlich deutlich auf eine lebhafte 
Discusston, die ich vor einigen Tagen angeregt hatte, anspielte, so möchte 
ich dem Herru Abgeordneten doch Eins zur Erwägung geben. Wenn 
man fünf Jahre laug schwer gekämpft hat, um das zu errei- 
chen, was hier vorliegt, wenn man seine Zeit, dle beste des Le- 
bens, seine Gesundheit dabei geopfert hat, wenn man sich der 
Mühe erinnert, die es gekostet hat, oft eiuen ganz kleinen Paragra- 
pheu, eine Interpunctionsfrage zwischen zweiundzwanzig Re- 
gierungen zueutscheiden, weun man nun auf den Punkt gekommen ist, 
wie er hier vorliegt, dann treten Herren, die von allen diesen Kämpfen 
wenig erfahren haben, vou den amtlichen Vorgängen nichts wissen können, 
in einer Weise auf, die ich nur damit oergleichen kann, daß Je- 
mand in meine geschlosseuen Fenster einen Stein hiueinwirft, 
ohne zu wissen, wo ich stehe. Er weiß nicht, wo er mich krifft, 
er weiß nicht, welche Geschäfte er mir gerade im Augeublick erschwert, die 
vorliegen, und die nur durch diesen Widerstand uumöglich werden. Er weiß 
nicht, welche auswärtigen Fragen im Augenblicke schweben, (Hört, 
hört!)“) die bei energischer Unterstltzung der Regierung von Selten des 
  
) E war dieses gesprochen in der Sitzung vom 29. März 1867. Zwei Tage 
später, 31. Märg 1867, stellte v. Bennigsen eine von mehr ols 70 Mitgliedern des 
Reichstage unterzeichnete Interpellation in Beiresf Luxemburge an den Minister- 
präsideuten von Preuben und Prästdenten der Norddeulschen Bundescommissarien Gras 
v. Biemarck (Dr.-S. u. 64) und es erklärle sich letzlerer in der Reichelagssihung vom 
solgenden Tage zur sosortigen Beontwortung bereil (Si. Ber. S. 487 r. g. o.). In 
dieser Sitzung motivirte v. Beunigsen zunächst die Inlerpellation, worin er u. a. hervor- 
hob, es destehe nach Allem Gesohr, daß Luxemdurg, ein Deutschee Land, durch den 
bekannten Handel für Dentschland verloren gehen sollte, tro seiner Eigenschaft als 
Deuisches Grenlland, kroh seiner militairischen Wichtigkeit. Unter stürmischem Beisall 
stellie Bennigsen die muthige und entschlossene Hallung des Reichstags für alle Evenina- 
lildten in Anssicht, da dieser „die kräftige Politik, welche die Preußische Regierung und 
welche der Ministerpräsident dis lang geführt haben“ auf das Entschiedenste unkerflügze. 
. Gras lsmor###gab solgende Antwort (S. 489 l. g. u.): 
„Die hohe Versammlung wird es natiürlich finden, wenn ich mich in einer Frage 
von der Tragweite, welche die vorliegende gewonnen hal, in diesem Augenblicke darauf 
beschränke, die Interpellation miut einer Dorlegung des thatsächlichen Sachverhältnisses, 
soweil ee der Königlichen Regierung und ihren Bandesgenossen bekannt ist, zu beant-
	        
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