Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

84 Reichttog. 
und nur sehr kleine Anlässe nöthig sind, um eine ernste tiefgehende Spaltung 
zu erzeugen. Dann kommt man sehr leicht, auch ohne gerade künstlich 
gekammen ist, offen dorlegen. Die Königliche Regierung hot keinen Anlaß onzunehmen, 
daß ein Abschluß über das künstige Schicksal des Graßherzogthume bereits ersolgt sel; 
#ie konn das Gegentheil norürlich nicht mit Bestimmtheit versichern, sie konn auch nicht 
mit Bestimmtheit wissen, ob, wenn er noch nicht erfolgt wäre, er vielleicht unmittelber 
bevorstände. Die einzigen Gargänge, durch welche die Königliche Reglerung veranlaßt 
gewesen iß, geschästlich Kenntniß von dieser Frage zu nehmen, Und solgende. Var wenig 
Togen hot Seine Mojestät der König der Niederlande den im Hoog oecreditirten König- 
lich Preuhischen Gesandten mündlich in die Lage gesetzt, sich darüber zu dußern, wie die 
Preußische Regierung es ouffossen würde, wenn Seine Niederländische Majestdt Sich der 
Souweroinetät Über dos Großherzogihum kuxemburg entäußerten. Der Grof Perponcher, 
nuser Gesandter im Hoog, ist augewiesen worden, darauf zu ontwarten, doß die König- 
liche Regierung und ihre Bundesgenassen im Augenblicke Überhoupt keinen Beruf hänen, 
sich über diese Froge zu dußern, daß sie Seiner Mojessat die Verontkwortlichkeit für die 
eigenen Handlungen selbst überlassen müßten, und doß die Königliche Kegierung, bevor 
sie üch über die Frage äußern würde, wenn fie gensthigt wäre, es zu thun, sich jeden- 
solle vorher versichern würde, wie die Froge von ihren Deutschen Bundesgenossen, wie 
ste von den Milunterzeichnern der Berträge von 1630 und wie sie von der öflentlichen 
Meinung in Deurschlond, welche gerode im gegeuwärtigen Augenblick in der Gestalt die- 
ser hohen Versommlung ein angemessenes Orgon besitzt, ousgesoßt werden würdr. (Brovol) 
Die zweile Thotsoche war dielenige, doß die Königlich Niede#ländische Regierung durch 
ihren hiesigen Gesandten uns ihre guten Dienste Behnss der van ihr vorausgesetzten. 
V#ehondlungen Preußens mit Fronkriich über dos Großherzagthum kuxemburg onbot. 
(Heiterkeit.) Wir hoben dorouf geontwortet, doh wir nicht in der Lage wären, von die- 
sen guten Diensten Gebrauch zu machen, (Sehr gut! Braval) weil Berhaudlungen dieser 
Art nicht schwebten. In dieser Loge, melne Herren, befindet sich, soviel der Käniglichen 
Negierung bekonnt ist, die Soche noch in dieser Stunde. Ich betone, saviel ihr be- 
kannt ist, und benihe mich auf das zurück, wos ich kurz vorher über die Möglichkeit 
eines Abschlusses gesogt habe. Sie werden nicht von mir verlongen, daß ich in diesem 
Augenblicke — ähnlich wie es einem Bolksverme#ter, einer Bolksvertretung gestottet ist — 
aber die Absichten und Entischlüsse der Königlichen Regierung und ihrer Bundesgenossen 
in diesem und in jenem Falle in der Oefkentüchkeit Erklärungen abgeben solle. (Sehr 
richig!) Die verböndeten Regierungen glauben, daß keine fremde Macht zweisellose 
Rechie Deutscher Stoaten und Deutscher Berölkerungen beeinträchtigen werde; sie hafsen 
im Stande zu sein, solche Rechte zu wahren und zu schützen ous dem Wege sriedlicher 
Berhandlungen und ohne Gesährdung der freundschastlichen Beziehungen, in welchen sich 
Deutschlond bisher zur Genngthuung der verbündeten Regierungen mit seinen Nochbarn 
befindet. Sie werden sich dieser Haffnungen um so sicherer hingeben kännen, je mehr 
dos eintriff., wos der derr Interpellont vorher zu meiner Freude ondeutete, doß wir 
durch unsere Berothungen das unerschutterliche Vertrouen, den unzer#eißboren Zusommen- 
hang des Deutschee Balkes mit seinen Regierungen und unter seinen Regierungen be- 
thängen werden. (kebhastes Bravo!) präsdenl. Meine Herren! Wir treten nun in die 
Tagesordnung ein. Der zultälsige Antrog auf sosortige Besprechung des Gegenslondes 
der Inkerpellotian ist nicht erhaben, die Stellung eines anderen Antroges wäre bei 
dieser Besprechung sogor unzulässlg gewesen. Ich spreche aber zuverfichtlich die Empfiu- 
dung dieses hohen Houses ous, wenn ich sage, die Weise, in welcher der Reichstog die 
Begründung der Intewellotian nicht minder, ole ihre Beontwortung durch den berrn 
Vorsitenden der Bundescommissorien ausgenommen hat, fopricht beredter und uazwei- 
dentiger, ols irgend ein sormeller Antrog vermocht hätte! (kebhaftes Brovol) 
 
	        
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