Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

994 I. Session des Deutschen Reichstages. 
gerufen worden sei. Meine Herren, es ist ein Aufruf erschienen von hier 
aus — ich kenne denselben ganz genau, meine Name steht sogar darunter, — 
darin aber ist auch nicht mit einem Worte von einer katholischen Fraktion 
die Rede, und kann ich nur die Versicherung wiederholen, die schon der Herr 
Abgeordnete für Meppen in unser Aller Namen gegeben hat, daß wir weit 
entfernt sind uns erklusiv in konfessioneller Beziehung zu verhalten. Ich spreche 
nicht aus der Fraktionsschule, wenn ich hinzufüge, daß wir sogar einen förm- 
lichen Beschluß dahin gefaßt haben, daß auch Nichtkatholiken in unsere Frak- 
tion aufgenommen werden sollen und zwar bedingungslos bedingungelos. 
(Widerspruch.) Sie sind uns willkommen, meine Herren, wir würden uns 
sogar freuen, wenn Protestanten zu uns kämen. Demn ich bin überzeugt, eine 
Menge rvon Vorurtheilen, die ich zu meinem Bedauern bei Ihnen finde, 
würde schwinden, wenn Sie unseren Privatberathungen beiwohnen wollten. 
Der Herr Abgeordnete Graf von Frankenberg begnügt sich übrigens nicht 
damit, daß er uns wieder gewaltsam diese Exklusivität angehängt hat, welche 
wir immer vergebens abschütteln, er hat geglaubt, auch noch Rückblicke in 
die Adreßdebatte thun zu sollen. — Das ist schon mehrfach vorgekommen: 
ich weiß wirklich nicht, wie es gerechtfertigt werden will, daß man das thut, 
ich meinestheils würde es nicht gethan haben. Ich erlaube mir gegen seine 
Aeußerungen die Bemerkung, daß wir keineswegs, wie der Herr Abgeordnete 
gesagt hat, „stumm und schmollend“ uns zu der Adresse der Majorität rer- 
halten haben; vielmehr haben wir eine Adresse eingebracht, die, was den 
Ausdruck des Patriotismus, der Verehrung des Staatsoberhauptes, der 
Verherrlichung der deutschen Kriegsthaten, der Hoffnung auf die Zukunft an- 
belangt, an Feuer und Wärmme hinter der Ihrigen durchaus nicht zurückge- 
standen hat. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren! wenn Sie einen Zank- 
apfel hineinwerfen wollten durch Ihr Prinzip von der Nichtintervention, — ein 
Prinzip, welches in Ihrer Formulirung desselben, meiner vollen Ueberzeu- 
gung nach eine Negation des gesammten Völkerrechts in sich 
schließt, — und wenn wir dann in diesen Zankapfel nicht einbeißen wollten, 
haben wir dann die Einigkeit gestört? Gewiß doch der, der den Zank- 
apfel in dieses Haus geworfen hat! Während der ganzen Adreßdebatte — 
ich habe sehr gut aufgemerkt — ist auch nicht eine einzige Ausstellung an unserem 
Adreßentwurf gemacht worden — nicht eine einzige, nichts desto weniger 
wollte man den nicht annehmen. Niemand hatte etwas daran zu tadeln, 
alle Parteienwaren damit einverstanden: nichts destoweniger sind wir es wieder, 
welche die Einigkeit, den Frieden gebrochen haben! Ja, meine Herren, wenn 
ich nicht schon so lange auf solchen Bänken gesessen hätte, dann würde mir 
Manches geradezu unbegreiflich vorkommen, so aber begreife ich doch Alles. 
(Heiterkeit.) Meine Herren! Da wir noch in der Generaldiskussion sind, 
so kann ich auch nicht umhin, noch einige Bemerkungen an die Adresse des 
Herrn Abgeordneten Miquel zu rickten. Ich sehe mich um so sehr dazu rer- 
anlaßt, als dieser Herr etwas sehr Imponirendes in seinen Reden zu haben
	        
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