Art. 2. Grundrechte. Crãmer. Sonnemann. 1001
losen Leuten beschimpft und herabgewürdigt werden! (Große Unruhe.) Ja,
es ist sol Meine Herren, wollen Sie den Reichstag zu einem Schiedsgericht,
zu einem Inquisitionsgericht machen, wollen Sie haben, daß wir gegenseitig
uns erst ausfragen, was wir glauben sollen? (Ruf: nein!) Das wollen
Sie nicht! — Gut, dann muthen Sie uns aber auch nicht zu, gerade Ihre
Sache für die wahre anzuerkennen, dann lassen Sie auch uns freie Ent-
scheidung und Meinungsausdruck, denn die Geschichte aller Zeiten hat gelehrt,
daß wenn man auf dieser Seite einen Finger gibt, man bald die Hand, den
Arm und selbst den ganzen Körper verliert Deswegen sind wir entschiedene
Gegner Ihrer Anschauungen. (Bravol)
Der wiederholte Antrag auf Schluß wurde jetzt angenommen').
Spezielle Diskussion über die einzelnen Grundrechts-Artikel.
Sonnemann (Frankfurt a. M.:)“.) Meine Herren, der Abgeordnete
Graf Frankenberg hat ureine Freunde und mich, die wir diese Amendements
unterzeichnet haben, bereits als Bundesgenossen des Centrums oder — ich
weiß nicht, wie ich eigentlich sagen soll, — der katholischen Partei reklamirt.
Ich hoffe, Ihnen gleich zu zeigen, wenn das überhaupt nothwendig wäre,
daß eine solche Bundesgenossenschaft nicht bestebt. Meine Herren, wir
haben diese Amendements an die Anträge der Herren vom Centrum ange-
knüpft, weil uns als einer kleinen Minorität kein anderer Ausweg geblieben
ist, um sie in das Haus zu bringen, und ich will gleich damit beginnen,
das zu sagen, was ich eigentlich hätte am Schlusse sagen sollen, daß wir
mit den Anträgen, soweit sie die kirchlichen Fragen betreffen, nichts zu
thun haben, und wir selbstverständlich gegen diese Anträge stimmen
werden. Es war uns, wie gesagt, der Weg des Unteramendements —
und Sie werden dies finden, wenn Sie die Geschäftsordnung prüfen — die
einzige Möglichkeit, um unsere Anträge überhaupt an das Haus zu bringen,
wenn wir nur drei Unterzeichner hatten. (Unterbrechung.) — Ich höre hier:
Nein! Es heißt in der Geschäftsordnung: „Die Amendements müssen mit
der Hauptfrage in wesentlicher Verbindung stehen.“ Wir hbaben die Ge-
schäftsordnung genau geprüft, ehe wir diese Amendements unterzeichnet
baben. — Es bleibt mir nun übrig, Ihnen zu sagen, warum wir diese
Amendements eingebracht und warum wir sie jetzt eingebracht haben. Wir
haben diese Amendements eingebracht aus folgendem Grunde. Es tritt an
uns die Frage heran, über die Verfassung abzustimmen, und zwar mit Ja
oder Nein. Wer mit Nein stimmt, ohne seine Abstimmung zu motiviren
t. B. S. 119 r. g. u.
t. B. S. 150 l. m.
Gle
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