1056 1869. Art. 4 Ziff. 13.
darüber sind so zahlreich, daß es sehr viele Verfassungsänderungen
innerhalb der Kompetenz des Bundes geben kamm, gegeben hat und
auch wieder geben wird. Das sind also zwei ganz verschiedene Dinge und
ich bitte wiederholt uns nicht damit über die Erweiterung der Kompetenz-
frage abfertigen zu wollen, daß Sie deduziren: in der Verfassungsurkunde
sind unter bestimmten Voraussetzungen bestimmte Vorschriften über Ver-
#äinderungen der Verfassung gegeben. Meine Herren, ich bin aber auch der
Meinung, daß alles das, was Herr Miquel über den großen Nutzen und
über die Zweckmäßigkeit der von ihm vorgeschlagenen Einrichtung deduzirt
hat, durchaus nicht zutreffend ist, ja daß er sich bei seiner Hauptdeduktion
in einem mir für ihn eigentlich vollständig unverständlichen logischen Wider-
spruch bewegt hat. Er hat uns deduzirt: es wäre von verschiedenen Seiten
namentlich darauf hingewiesen, wir fürchteten die Centralisation. Ich fürchte
die Centralisation nur für gewisse Dinge, für gewisse Dinge halte ich sie
für unerläßlich: alle wirklichen Staatsfunktionen müssen centralisirt werden
und alle andern Funktionen können derentralisirt werden. Aber was war
die Art und Weise seiner Beweisführung? Erst sagte er, meine Herren:
die Centralisation und die Zerstörung alles eigentlich Berechtigten ist nirgends
größer gewesen als in den kleinen und kleinsten Staaten; dann sagte er:
ja meine Herren, ich erkenne es an und freue mich dessen, ich verstehe die
Preußischen Gesinnungen, Preußen hat sich nothwendig als ein centralistischer
Staat entwickeln müssen, und wird auch als ein solcher wahrscheinlich noch
einige Zeit fortbestehen müssen; darauf sagte er: folglich müssen wir die
Centralisation von Preußen durch die viel größere Centralisation der kleineren
Staaten kuriren! Meine Herren, wenn die kleinen Staaten die schlimmsten
sind, wie kann er uns von da dann gesunde Elemente importiren wollen?
Die Sache liegt auf einem ganz andern Punkt, und wir wollen hier wie
gewöhnlich offen mit einander sprechen. Wir sind nicht dagegen, weil wir
die Centralisation oder dergleichen fürchten, oder weil wir nicht auch wie
Sie eine patriotische und nationale Entwickelung wollten, sondern weil wir
die Besorgniß haben, daß uns von außen Elemente importirt werden möchten,
die in Verbindung mit einigen innerhalb befindlichen unpreußischen Elemen-
ten uns um das bringen könnten, was wir als die höchsten Schätze betrach-
ten. Das ist das Geheimniß der Sache, nicht Centralisation oder Decen-
tralisation, sondern wir wollen allerdings — und ich glaube da ohne Be-
denken im Namen aller gebornen Preußen sprechen zu dürfen (wenigstens
will ich das) — auch innerhalb Deutschlands das festhalten, worauf ich
seit meiner Jugend als Preuße stolz gewesen bin, und was ich glaube daß
wir festhalten müssen, weil es der Kern gewesen ist, um den sich Deutschland
krystallisirt hat und weiter nur krystallisiren kann. Meine Herren, zerschlagen
Sie den Kern, dann wird es mit der Krystallisation trotz aller Resolutionen
und frommen Anträge sehr bald ein Ende haben. Nun, meine Herren, in
Bezug auf die sonstige Wirkung dieser Dinge will ich meinen Nachrednern