1072 1869. Art. 4 Ziff. 13.
glaube, ein Bundesministerium Graf Münster, Lasker, Twesten #. ist noch
in ferner Aussicht. (Heiterkeit.) Dann, meine Herren, gestatten Sie mir
noch ein Paar andere Bemerkungen. Sie werden mir zugeben, es ist doch
ein Unterschied, ob Bundesgenossen, wenn es einmal zu einer Krisis kommt
— (Unruhe links) und das kann doch einmal geschehen; ja, besprechen wir
die Sache ganz aufrichtig — wenn es einmal zu einer Krisis kommt, ob
dann die Bundesgenossen mit aller Kraft und Energie für die gemeinsame
Sache eintreten, mit Freuden bei der Sache sind, oder nur gerade verdrießlich
das thun, was eben geschehen muß. Meine Herren, schauen Sie sich doch
einmal um in der Welt, wie die Konstellationen jetzt stehen! Haben Sie
soviel Bundesgenossen, daß Sie Ursache haben, diejenigen Bundesgenossen,
welche Sie haben, in Mißstimmung zu versetzen und zu verletzen? Nun,
meine Herren, wir verlangen von Ihnen eben weiter Nichts, als daß Sie
uns ruhig in unserem durch die Bundesverfassung überwiesenen Gebiete in
Frieden lassen. Wir wollen zu Ihnen stehen; aber wir wollen nicht, daß
Sie ewig unsere Existenz gefährden und in Frage stellen. Ich halte die
ganze Tendenz ver Politik, die die Herren seither befolgt und durch viele An-
täge bethätigt haben, aber auch für gefährlich für dic Zukunft der Deutschen
Nation, und diesen Punkt muß ich noch etwas berühren. Meine Herren,
wie sollen wir hoffen, daß die Südstaaten sich uns friedlich anschließen, welche
Garantieen können wir ihnen bieten für ihren Eintritt, wenn Sie ewig mit
der Kompetenz des Bundes so umspringen, wie Sie es bis jetzt gethan haben?!
Ich weiß zwar nicht, ob überhaupt noch in dem Programm der national-
liberalen Partei eine engere Vereinigung mit den Süddeutschen Staaten
steht. Der Herr Abgeordnete Miquel zog zwar neulich schon einen Wechsel
auf den Geldbeutel der Süddeutschen Staaten, damit sie an unseren Mehr-
ausgaben theilnehmen sollten, aber ich glaube nicht, daß sie den Wechsel
acceptiren werden. Herr Graf Bethusy erklärte sich am Freitag für einen
Vertreter der Deutschen Nation, Herr Miquel auch. Mir scheint doch noch
ein sehr bedeutender Theil von Deutschland im Norddeutschen Bunde zu fehlen.
Herr Twesten sprach sich neulich ganz einfach dahin aus, daß er um den
Preis verantwortlicher Ministerien selbst die nähere Verbindung mit den
Süddeutschen Staaten aufzugeben bereit sei. (Widerspruch links.) Ja, meine
Herren, ich habe die Worte hier, ich kann sie Ihnen vorlesen, die Sache ist
jetzt gedruckt, sie stehen also überall. Das war also das Linsengericht, meine
Herren, um welches die Verbindung mit den Süddeutschen Staaten preis-
gegeben werden sollte. Ich habe aus Ihrer Partei, meine Herren von der
national-liberalen Seite, keinen Laut der Widerlegung gegen Herrn Twesten
gehört, keinen Laut, nicht einmal ein leises Gewimmer über den Abfall eines
Freundes. (Große Heiterkeit.) So steht die Sache, und ich muß Sie geradezu
bezüchtigen, daß Sie fahnenflüchtig geworden sind an Ihrem Programm,
an der Vereinigung mit den Süddeutschen Staaten. (Widerspruch links.)
Nun, meine Herren, ich muß gestehen, ich weiß nicht, wie weit Ihr Pro-