Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Schulze. 1077 
späteren Einigung wahrhaftig keine Hindernisse sondern eine Förderung 
bieten, je nachdem wir in den bereits geeinigten größten Theilen von 
Deutschland es verstehen auch wirklich den nationalen Weg unseres Rechts- 
lebens zu entwickeln. Daß es der einzige Weg ist, der uns jetzt zu Gebote 
stehet, in eine nationale Entwickelung des Rechtsgedankens und des Rechts- 
lebens einzulenken, wenn wir es zur gemeinsamen Arbeit des ganzen Bundes 
machen, scheint mir unzweifelhaft festzustehen. Denn wie die historische 
Entwickelung in den kleinen Staaten gefördert werden soll, wenn man sie 
einseitig weiter und weiter in diese oder jene Richtung hinein treiben läßt, 
ist mir unklar. Nie ist die Geschichte unseres Vaterlandes gefördert worden 
in dieser Bahn, und ich meine, auch künftig werden wir in dieser Hinsicht 
durch das Bedürfniß selbst mehr und mehr dahin getricben werden, etwas 
mehr von dem Partikularismus abzulassen, den wir in Preußen so gut ha- 
ben als anderswo, und dem ich in Preußen so wenig förderlich sein mag — 
auch als ein früherer Annektirter Preußens — als in den kleinen Staaten, und 
ich meine, gerade den Preußischen Juristen und den Preußen überhaupt 
wird die Mitarbeit für die weitere Entwickelung mit so vielen bedeutenden 
Männern aus den anderen Staaten, namentlich aus Sachsen, demjenigen 
Lande in Deutschland, welches vielleicht am allerfrühesten auf die wissen- 
schaftliche Entwickelung des Rechts überhaupt hingewirkt hat, recht willkommen 
sein müssen. Ich meine denn auch in Bezug auf die weiteren Hindeutun- 
gen des Herrn Vorredners auf die Zurerlässigkeit unserer Bundesgenossen 
bei großen Krisen, die möglicherweise unserm Vaterlande bevorstehen können: 
die wird von diesen kleinen Dingen nicht abhängen! Ich denke, der nationale 
Gedanke ist doch so weit überall erstarkt, daß eine Einmischung des Aus- 
landes auch ohne Dieses und Jenes einstimmig von allen Stämmen, die 
hier geeinigt sind zu dem Bunde, und von allen Regierungen abgewiesen 
werden würde. Ich boffe, daß auch die Regierungen wie die einzelnen 
Volksstämme soweit in der Erkenntniß vorgeschritten sind, daß, wie auch die 
Konjunkturen liegen, es der Ruin — gleich der Dekretur des cignen Unter- 
gangs, dem Verdikt, daß man aufgehört habe, zu sein — sein wird für 
jeden Einzelstaat und jede Regierung, welche die Nation in solcher Be- 
drängniß im Stiche lassen könnten. Und wenn Motive so kleinlicher Art 
eintreten sollten, wie sie der Herr Vorredner entwickelt hat, und wie ich 
nicht glaube, daß sic überhaupt in Sachsen und sonst wo obwalten, — 
meine Herren, so würde eine Gegemwirkung durch Eingehen auf derartige 
Vorbehalte uns wahrlich zu keiner Vundesgenossenschaft führen, welche der 
Opfer werth wäre! (Sehr gutt) 
I)r. Windthorst aus (selle (Aschendorf-Himmling-Meppen:') Meine 
Herren! Ich werde diese Angelegenheit nicht aus großem, nationalem Ge- 
*ö St. B. S. 457 r. g. m.
	        
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