Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

1158 1869. Art. 17. Verantwottliche Bundesministerien. 
rückwirkt auf seine eigene, in einem ewigen Wechsel, in ewiger Unruhe, in 
ewiger Bewegung begriffen ist. Ich glaube Alles, was wir jetzt wünschen 
können, ist: daß Sie eine Zeit lang die Verfassung in Ruhe lassen und die 
verfassungsmäßigen Organe des Bundes sich damit begnügen, die gegebenen 
Grundlagen der Verfassung auszubilden und nicht immer wieder daran zu 
rütteln und daran zu stoßen. Gehen Sie, meine Herren, über diese Ver- 
hältnisse nicht leicht hinweg! Wir haben in der jetzigen Zeit viele Männer, 
die sich die Mühe geben, die noch mederstrebenden innern Fluktuationen inner- 
halb des Bunces in das rechte Geleise zu leiten, viele Männer, die es sich 
zu ihrer Aufgabe und zur mühevollen Aufgabe ihres Lebens machen, der Idee 
des Bundes in den verschiedenen Kreisen mehr Eingang zu schaffen. Rufen 
Sie nicht, ich bitte Sie, meine Herren, in dem Gewissen dieser Männer 
Kouflikte hervor, die sie dahin führen, müßten, zu sagen: „Nein! Bie hierber 
und nicht weiter! (Hört!) Jetzt hört es auf!“ Durch solche Anträge und 
solche Erklärungen der Anträge, wie wir sie heute gehört haben, werden 
wir den Feinden des Bundes neue Waffen in die Hand geben. (Sehr richtig! 
rechts.) Damit werden wir die Mißtrauischen, Zweifelhaften und Unsichern 
nicht gewinnen, damit werden wir den besten Freunden des Bundes die 
Waffen aus der Hand nehmen, mit denen sie auf Andere einwirken und im 
Interesse des Bundes wirken können. Meine Herren, es ist nicht bloß ein 
partikulares Interesse der Einzelstaaten, wenn man sich gegen diesen Antrag 
erklärt. Es geschieht im wahren Interesse des Bundes und der Entwickelung 
seiner Interessen. Ich verstehe freilich den Bund, wie er besteht, wie er in 
unserer Verfassungsurkunde vorgezeichnet ist und wie wir ihn heilig halten 
müssen, nicht einen solchen Bund oder „Nichtbund"“, wie man ihn etwa für 
die Zukunft sich denken will. Man bat dagegen gesagt und ich habe das 
auch vielfach gelesen und auch gehört: „Ja, der Bund soll nicht stille 
stehen. Der Bund soll nicht stille stehen, er soll immer weiter fortschreiten.“ 
Ein verehrter Redner von heute hat sogar den jetzigen Zeitraum mit dem 
Jeitraum nach 1815 verglichen: auch damals wärc anstatt des Aufschwunges 
eine gewisse Stagnation eingetreten, man wäre nicht vorwärts gekommen, 
man hätte geglaubt und allgemein angenommen, es wäre Alles nur etwas 
Provisorisches und es hätte doch so noch sehr lange gedauert. Nun, meine 
Herren, ich glaube, es ist ein ungerechter Vorwurf, den man dem Bunde 
macht, daß er in der Zeit, zu welcher er besteht, zu wenig gethan habe. Be- 
denken Sie, der Bund besteht noch nicht seit ganz zwei Jahren, und was 
ist in diesen zwei Jahren nicht schon geschehen! Welche wichtigen und zum 
Theil sehr heilsamen, nützlichen Gesetze sind in dieser Zeit geschaffen worden! 
(Zustimmung rechts.) Können Sie wirklich annehmen und glauben, daß 
das ein Stillstand ist? Und wenn der erste Herr Redner gesprochen hat 
vom Ausbau der Verfassung: — ja mein Gott, man baut doch ein Haus 
nicht dadurch aus, daß man fortwährend an seinen Fundamenten rüttelt. 
Man macht doch das Haus für Die, die darin wohnen, und Denen, die etwa
	        
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