Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Waldeck. 1237 
nur nicht zu wahr werden, möge nur nicht die Trennung, wie sie jetzt be- 
steht, dadurch eine recht starke werden, daß solche Ansichten obwalten! Nie- 
mand aber kann weniger als wir gerade Derjenige sein, der die Trennung 
herbeiführt, Niemand kann mehr im Stande sein die Vereinigung von 
diesem Punkte herbeizuführen als wir. Es wurde auch früher gesagt (immer 
nur von Seiten des Herrn Bundeskanzlers), er könnte nur die Ueberzeugung 
haben, die Fürsten und Regierungen jener Länder wollten keine weitere Ver- 
einigung als diejenige der Norddeutschen Verfassung. Daran hatte ich nicht 
gezweifelt, und daß das der Fall ist, zeigen die jetzigen ruhigen Zeiten. In 
den jetzigen ruhigen Zeiten geben die Regierungen nicht mehr nach, das ist 
klar, daß aber die Völker cs wollen werden, daß die Völker diese Vereinigung 
nicht von sich schlendern werden, daß auch sie dieses Deutschland, was wir 
erstreben, suchen werden, sobald sie nur sehen, daß sie mit der Einheit nicht 
die Freiheit aufgeben, darüber, meine Herren, bin ich ganz klar, und was 
deshalb in dieser Beziehung gegen uns gesagt ist, das verachten wir, indem 
unsere Bestrebungen und unser Wirken so klar vorliegen, daß kein Makel 
darauf geworfen werden kann, aber auch kein Zweifel! Was nun noch be- 
merft ist vom Jahre 1848, ich glaube von dem Heirn Abgeordneten von 
Blanckenburg, worauf ich auch noch Einiges erwidern muß, — wie es da näm- 
lich gewesen wäre, wenn diätenlose Versammlungen zu Stande gekommen 
wären, so ist das eine leere Supposition! Es gab damals in ganz Deutsch- 
land keine diätenlosen Versammlungen weder bei den Provinzialständen noch 
sonst. Eine solche Idec ist in keines Menschen Hirn gekommen, es kounte 
also nicht davon die Rede sein. Wenn sich nun aber Herr v. Blauckenburg 
fragt, — und ich sage das mit vollster Aufrichtigkeit und mit der vollsten 
Neigung, daß auch unsere Grundbesitzer sich vollständig mit dem Geiste der 
neueren Zeit amalgamiren möchten — wenn er sich fragt, warum denn in 
jene Versammlung fast gar keine großen Grundbesitzer gewählt wurden, so 
wird er die Antwort wohl finden können, wenn er auf die Agrarzustände 
des Landes, auf die polizeiliche Gerichtsbarkeit, auf die Patrimonial-Gerichts- 
barkeit und auf alles Das zurückgcht, was damals Ritter, Bürger und Bauer 
wie durch eine Scheidewand trennte. Daher kam diese Abneigung des 
Volkes bei den Wahlen, und trotzdem daß diese Wahlen bei zwei Ver- 
sammlungen von einem unreifen Volke geschehen mußten, leben wir doch 
politisch allcin von denjenigen Arbeiten, die diese beiden Versammlungen ge- 
liefert haben. Das Volk ist wohl im Stande gewesen die Männer zu 
suchen, die damals sein Vertrauen hatten Es läßt sich aus diesen Vor- 
gängen wahrlich nicht das Mindefte herleiten, woraus man gegen die Düäten 
und gegen das allgemeine Wahlrecht etwas vorbringen könnte. Meine Herren, 
es sind sonst noch mancherlei — Vorwürfe will ich gerade nicht sagen — 
erhoben worden. Es ist auch davon die Rede gewesen, daß heute die Ver- 
sammlung sich Diäten bewilligen wollte. Gerade dasselbe hat schon der Ab- 
geordnete Twesten im vorigen Jahre autizipirt, er hatte gesagt, wenn wir 
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