Blanckenburg. 1247
dem jetzt bestehenden Wahlgesetz mit Bewilligung von Diäten zusammenge-
setzt würde. Wie alsdann die Bildung der Parteien sich stellen würde, ob
dann mehr Konserrative, oder mehr Liberale oder demokratische oder — ich
weiß nicht, welche von den hunderttausend Farben ich neunen soll, die hier
als Parteien vertreten sind — (Oho! linksl, das weiß ich nicht, meine
Herren, darum kümmere ich mich auch nicht! Ich habe noch denselben
Grund, den ich im vorigen Jahre ausgesprochen habe, um gegen den Antrag
Waldeck zu stimmen, das ist der, daß ich wünsche, daß der Norddeutsche Bund be-
weist, daß er ein solcher ist, daß er eine Anzahl von Männern, wie sie hier
die Verfassung verlangt, herschicken kann, die ohne Diäten den Staats-
pflichten, die ihnen die Verfassung giebt, obliegen können! Wird der Be-
weis geführt, daß dies nicht möglich ist, meine Herren, uun dann will ich
mit Vergnügen aus dieser Versammlung scheiden. Ich danke dafür, wenn
der Norddeutsche Bund das nicht einmal mehr kann: dann sind wir einer
solchen Verfassung noch nicht werth! — (Oho! links.) Das ist meine
Meinung. Wenn nun der Abgeordnete Fries und der letzte Herr Vorredner
hervorhob, daß zu befürchten stände, daß von den kleineren Deutschen Bun-
desstaaten dann keine Abgeordnete hier mehr in der nöthigen Zahl sein wür-
den, nun dann erinnere ich Sie, meine Herren, an den konstituirenden
Reichstag und an die Rede, die eines Ihrer Mitglieder aus einem Klein-
staate damals hielt. Der damalige Abgeordnete Jungermann lehnte dies auf
das Entschiedenste ab. Er betonte eben so wie ich, daß noch soviel Patrio-
tismus und soviel Hingebung an das Staatswesen auch in den kleinern
Staaten da wäre, daß sie Männer ohne Diäten schicken würden. Dies ist
der Grund, wehhalb ich stets gegen die Bewilligung von Diäten in diesem
Hause sein werde, mag hier ein Wahlgesetz zu Grunde liegen welches da
will. Der zweite Grund ist der, meine Herren, daß ich auf das Entschie-
denste bestreiten muß, was der letzte Herr Redner gesagt hat. Er hat un-
gefähr gesagt, er könne das, was der Herr Präsident des Bundeskanzler-
Amts gesagt hat, nicht für ganz richtig halten. Er hat aber gesagt,
der Bundesrath stände heute noch auf demselben Standpunkte wie ihn der
Herr Bundeskanzler gekennzeichnet hat im vorigen Jahre, — daß nämlich
von Seiten des Bundesrathes unter keinen Umständen von die-
sem Kompromiß abgegangen werden würde! Ich habe mich bis
jetzt noch nie darin getäuscht, daß man auf ein Wort, welches mit
solcher Bestimmtheit an jener Stelle ausgesprochen ist (auf den Tisch
des Bundesraths deutend) sicher vertrauen könne! Es liegt sicherlich nicht
im Interesse dieses Hauses ununterbrochen Anträge zu stellen und Gesetzes-
vorschläge zu machen, von welchen wir mit der größten Bestimmtheit
wissen, daß ihnen an jenem Tische keine Rechnung getragen wird! Wir
haben schon mehrfach in dieser Session Anträge beschlossen, denen der Bundes-
rath sich nicht angeschlossen hat! Ich halte das nicht für opportun und
im Interesse dieses Hauses liegend! Wenn der Herr Abgeordnete meint,