Metadata: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

166 1870. Verträge. 
die Darstellung des Herm Ministers Delbrück umfaßte bloß die amtlichen 
Unterhandlungen; die erste Intiative zum Ausbau der Cenheit im jetzigen 
Zeitpunkt ist aus dem Volke hervorgegangen. (Sehr richtig!) Nach dem 
Ausbruche des Krieges, als die Grenzen gesichert waren — denn der gute Pa- 
triot denkt weder an Freiheit, noch an Reformen, noch an andere höchste 
Angelegenheiten, so lange das Vaterland in Gefahr ist — als aber die Grenzen 
geschützt waren, die deutschen Heere in Frankreich standen, ale die herllichsten 
Siege rerkündet waren, da konnten Sie aus dem Munde eines jeden hören: 
nicht diese Siege sind es, welche die Nation als ihr Endziel aus dem gegen- 
wärtigen Kriege hervorbringen will, nicht einmal die Erweiterung der Gren- 
zen allein, sondern, wenn die Nation befriedigt sein soll, muß mit den ge- 
sicherten Grenzen zugleich die Einheit des deutschen Reiches begründet werden. 
(Zustimmung.) Und es ging durch Aller Mund, es wäre ein solcher Kampf, 
wie er gegenwärtig zwischen zwei großen Nationen ausgebrochen ist, ein 
Rückfall in die alte Barbarei, wenn er mit nichts weiter schlösse, als mit 
Friedensverträgen alter Art, und wenn er nicht einleitete die neue Zeit, welche 
wir Alle beginnen sehen an dem Tage, an welchem die deutsche Einheit 
vollendet und besiegelt ist. Meine Herren, diese Forderung ging vom Volke 
aus unter Verhältnissen, welche die Regierungen in Süddeutschland und 
wohl auch die preußische Regierung nicht für geeignet hielten, über das Ei- 
nigungswerk zu verhandeln. In Baiern und Würtemberg sagte man vem 
Standpunkte der Regierungen: Die Bundesgenossen haben ihre Pflicht er- 
füllt, und jetzt — so habe ich vielfach gehört — sollten die beiden Staaten 
gezwungen werden einen Theil ihrer Rechte abzugeben? Im Norden lautete 
es vom Standpunkte der Regierungen: Die Pflicht der Dankbarkeit gestatte 
nicht, gegenwärtig Verhandlungen irgend welcher Art in Süddeutschland von 
Seiten Preußens oder des Norddeutschen Bundes anzuregen, und viel- 
leicht hat die Klugheit nebenher angerathen, der Zeitpunkt passe auch 
um deswillen nicht, weil dieselbe Dankbarkeit zwingen werde, nachzu- 
geben über das Maß hinaus, als man in gewöhnlichen Tagen nach- 
geben würde. Nun, meine Herren, ich kann bezeugen, daß eine kräftige 
Volköbewegung diese Hindernisse besiegt hat nach beiden Seiten hin. Das 
Volk in Norddeutschland hat den Beginn der Unterhandlungen gefordert, 
gleichviel, ob die Zeit für Einzelnheiten gut oder schlecht gewählt sei, es 
müsse dieser Krieg mit der Einheit Deutschlands enden. Niemand im Nor- 
den wollte Anderes glauben, wenn auch der Weg dazu noch nicht sichtbar 
war, und in Süddeutschland brach die Forderung in gleicher Weise hervor. 
Wie war es nun? Das Land, dessen Name das Gefühl jedes Deutschen 
hebt, das Land Baden, welches von jeher Muster und Leuchte gewesen ist 
für die nationale Bewegung, begrüßte mit Freuden die Zeit der Erfüllung, 
die Zeit des Eintritts in den Norddeutschen Bund ohne jeden Vorbehalt, 
ohne einen Strich abgeändert zu wünschen an der Norddeutschen Bundes- 
verfassung, als was formell nothwendig ist, um das Stimmrecht im Reichs- 
tage und im Bundesrathe zu ordnen. Das zweite, spätgekommene Land,
	        
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