190 1870. Verträge.
Feldlager des deutschen Volkes kommt: — nicht, meine Herren, wie uns
gestern gesagt ist, aus der Stadt der geschorcnen Hecken, oder gar der ge-
schorenen Köpfe, sondern aus dem Feldlager, wo jetzt das gesammte Deutsch-
land den Erbfeind niedergeschlagen hat, — meine Herren, daher haben wir
diese Verfassung: aus der Hochburg des Franzosenthums; und, meine Herren
— ich habe nur Ein Gleichniß in der Geschichte —, in dem Lager vor
Paris, da sind nicht die schlechtesten, sondern da sind zur Zeit die besten
Deutschen, und wir haben hier nur die Aufgabe, zu konstatiren, was dort
vor den Mauern von Paris erfochten ist. Meine Herren, unterschätzen Sie
nicht, was es für die Friedensverhandlungen bedeuten würde, wenn heute in
dem Deutschen Parlamente auch nur der Schein entstehen könnte, als könnte
die Einheit, die jetzt in Waffen in Frankreich steht, wieder aufgelöst und in
Frage gestellt werden. (Braro! rechts.) Sie würden unseren Feldherren,
Sie würden unseren Diplomaten die politische und moralische Reserve ent-
zieben, Sie würden den Friedensverhandlungen die Wucht nehmen, die bisher
den deutschen Waffen zur Seite und im Rücken gestanden hat. Darum,
meine Herren, wir betrachten den jetzigen Verfassungsabschluß als einen inte-
grirenden Bestandtheil des Krieges und des Friedensschlusses, wir betrachten
ihn — und deshalb haben wir uns über viele Präjudizialeinwendungen fort-
gesetzt — wir betrachten diesen Verfassungsabschluß fast noch als dringender
und unabweislicher als die Bewilligung des Geldes. Meine Herren, dieser
Griedensschluß, das ist, wenn ich mich so auesdrücken darf, die moralische
Löhnung der Männer, welche jetzt für und im Felde steben, das ist die po-
litische Lebensluft unserer Armeen und unserer Friedenschließenden, und glauben
Sie, stellen Sie nur den geringsten Zweifel auf, und wir werden Alles das,
was wir setzt noch mit voller Befugniß erwarten dürfen, wir werden es un-
ter den Händen uns zerrinnen sehen, das schadenfrohe Europa wird vielleicht
wieder spekuliren auf den Gedanken, die deutsche Einheit, die jetzt schon wie-
der ins Zerbröckeln kommt, wird nicht lange vorhalten, wir haben nicht mehr
zu rechnen mit dem einigen Deutschland, sondern mit eifersüchtigen, zersplit-
terten und zerstreuten Stämmen, und, meine Herren, um keinen Preis möch-
ten meine Freunde und ich auch nur einen Scheingrund dazu geben, um
deshalb die Resultate in Frage zu stellen. Meine Herren, ich verstehe es,
wenn Diejenigen, die mehr Einheit wollen als in diesen Verträgen zu finden
ist, wenn Die hier vor uns auf Verwerfung, Amendirung oder, wie sie es
nennen, Verbesserung dieser Verträge hinarbeiten, aber ich verstehe es nicht,
wenn dies, und zwar in besonders demonstrativer Weise von denjenigen Per-
sonen geschieht, denen, wie sie selbst sagen, diese Verträge schon viel zu viel
deutsche Einheit enthalten. Meine Herren, diese Männer müssen entweder
sehr kurzsichtig sein, oder sie müssen uns das nicht sagen, was sie eigentlich
wollen. Wir haben ja gestern gesehen, daß man hier vor uns aufgetreten
ist, gewissermaßen als das Mädchen aus der Fremde, jedem eine Gabe bie-
gend, (Große Heiterkeit) und doch nur zu dem Zwecke, um Allen das Ganze