Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

194 Verträge 1870. 
kommen ist? (Nein! Nein! Heiterkeit.) Dann, meine Herren, mit der 
Kriegserklärung, — da habe ich demjenigen, was uns seitens des Herrn Präsi- 
denten des Bundeskanzler-Amts gesagt worden ist, meinerseits kaum etwas 
hinzuzufügen, ebensowenig auch über die Thatsache, daß jetzt für die aus- 
wärtigen Angelegenheiten auch noch ein besonderer auswärtiger Ausschuß ge- 
bildet werden soll. Ich moöchte die Herren, die sich für diese Frage interessi- 
ren, bitten, eine jüngst erschienene Broschüre zu lesen, als deren geistiger 
Urheber der Graf Beust in Wi: bezeichnet wird. In dieser Broschüre wird 
sehr überzeugend und sehr witzig ausgeführt, daß der Hauptfehler der Diplo- 
matie und der Diplomaten darin besteht, daß sie sich leider sehr wenig oder 
gar nicht mit Politik beschäftigen und daß die Hauptschwierigkeit eines lei- 
tenden Ministers besonders in der Thatsache zu suchen ist, Männer zu finden, 
die wirklich die Absicht haben, sich mit Politik zu beschäftigen. Ich glaube 
deshalb, meine Herren, daß, wenn man, wie wir, von der Voraussetzung 
ausgeht, daß diesen Verträgen überhaupt der Gedanke zu Grunde liegt, daß 
wir es mit guten und bewährten Freunden zu thun haben, daß dann alle 
diese Dinge überhaupt kein Bedenken — für uns wenigstens kein's — in 
Bezug auf die Annahme dieser Verträge herbei führen dürfen. Dessenohn- 
geachtet muß ich das Zugeständniß machen, daß meine Freunde und ich nach 
einer Richtung hin uns wohl den Besorgnissen und Bedenken anschließen 
können, die seitens des Herrn Abgcordneten Windthorst geltend gemacht sind. 
Wir verkennen unsererseits nicht die Gefahren, die in der Ausdehnung des 
Norddeutschen Bundes zu einem Deutschen Bunde darin liegen, — wie er 
sich ausgedrückt hat — daß das allgemeine direkte Wahlrecht fortfahren wird 
in dem Versuche, die Diätenlosigkeit abzuwerfen; wir verkennen nicht die 
Gefahren, die in einem Reichstage liegen, der mit Centralisationstendenzen 
in seiner Majorität erfüllt ist, ohne in der Verfassung ein genügendes ver- 
fassungsmäßiges Gegengewicht zu haben, und, meine Herren, wir verkennen 
auch von unserem Standpunkte aus nicht die Gefahr, die darin liegt, die 
Reihen jener Herren (links) durch die Mehrzahl der Mitglieder aus den Süd- 
deutschen Staaten verstärtt zu sehen. Dessen ungeachtet werden wir auch 
um dieser Gründe willen die Verträge nicht ablehnen, wohl aber werden 
wir jede Gelegenheit benutzen, um von unserer Seite das zu erstreiten und 
zu erkämpfen, was wir als das unabweisliche und unerläßliche Korrelat die- 
ser Ausdehnung betrachten. Meine Herren, Sie werden wohl wissen, was 
ich sagen will. (Ruf: Ja wohl!) Ich will sagen, wir verlangen ein Ober- 
haus, und, meine Herren, ich bewundere, daß Sie in unserer Norddeutschen 
Berfassung nicht so weit bewandert sind, um zu wissen, daß wir schon eins 
haben; nur, meine Herren, ein sehr mangelhaftes! Außerdem aber, meine 
Herren, es giebt noterisch und geschichtlich kein föderatives Staatsverhältniß, 
was eines solchen Korrclates entbehrt hätte und entbehren könnte. Ein sol- 
cheo Haus das ist keine monarchische, das ist keine feudale Institution, son- 
dern das ist die Iustitution eines féderativen Staatsrerhältisses, ohne
	        
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