210 Verträge 1870.
Staaten und gegen Baiern gerichtet, werden nicht aufhören; diese Bestim-
mungen der Verfassung geben die Brücke dazu, sie geben die Brücke dazu,
wie ich schon gesagt habe, nicht im Interesse des baierischen Staates, nicht
im Interesse des baicrischen Volkes, sondern im Interesse des baierischen
Adels, der die Stellen haben will, um die es sich handelt. Meine Herren,
ich hoffc also, in der Ueberzeugung, daß fast ausnabmolos das ganze Par-
lament in Wahrheit die besonderen Vorzugsrechte Baierns, die Bestimmmgen
über das liberum veto der drei Königreiche innerlich mißbilligt und gewünscht
hätte, sie seien nicht vorhanden, in Anbetracht, daß man darüber sicher sein
kann, daß eine Nachgiebigkeit Baiern's in diesem Vertrage seine eigene
Stellumg in dem deutschen Reiche der Zukunft so sehr verbessert, daß dagegen
die kleinen Opfer der scheinbaren Vorrechte gar nicht in die Waagschaale
fallen, in Anbetracht, daß damit Baiern eine große Freude seinen kleineren
Bumdesgenossen Würtemberg, Sachsen, Baden und den übrigen Staaten be-
zeigen würde, daß das Vertrauen an die wahrhaft deuische Gesinnung der
baierischen Regieumg wachsen, und sich befestigen würde, und daß dies
Alles weit stärker für die Partikularinteressen wirken würde, als solche künst-
liche Bestimmumgen, wie sie hier hineingebracht sind. Sie müssen mit ims
den Versuch machen, ob nicht auf anderer Basis eine Einigung möglich ist.
Wir müssen den baierischen Ministern, nachdem sie gesehen haben, wie die
ihnen in Versailleo gemachten Konzessionen hier beurtheilt wurden, die Ge-
legenheit geben, durch neue Verhandlungen zwischen der zweiten umd dritten
Lesung soviel als möglich daran zu bessern. Wir stellen uns dabei durchaus
nicht in schroffe Opposition. Ein Jeder wird sich vorbehalten, nach dem Ver-
such dieser Verhandlungen sein Schlußvotum abzugeben, wir wollen den
Versuch machen, wir wollen die Hand bieten und wir hoffen, es wird ein-
geschlagen werden in diese Hand; wir stehen ebenso unter dem Due#ck der
gewaltigen Zeit wie die Herren hier auf der Rechten, wir würden den Scha-
den, den unsere deutsche Nation erleiden würde, wenn wir hier, wo die
Freiheit der Einigung gegeben ist, resultatlos vor ganz Europa auseinander-
gehen, sehr wohl zu würdigen wissen; wir sind auch keineswegs entschlossen,
in allen Fällen die Verhandlungen abzubrechen, wir leiten sie nur ein, weil
wir die Hoffnung nicht aufgeben können, daß sie gelingen werden, denn
alle Gründe der Vernunft, der Politik und des eigenen Interesses verlangen
ihr Gelingen. (Bravol)
Graf v. Bethusyn-Huc (Kreuzberg-Rosenberg)): Meine Herren, meine
politischen Freunde und ich wir werden pure für die Verträge stimmen.
Wir werden uns der Stellung und Unterstützung aller Amendements ent-
halten, welche das Zustandekommen dieser Verträge gefährden könnten, und
wir betrachten bis auf bessere Belehrung, der wir von jeder Seite entgegen-
sehen werden, ein jedes zu stellende Amendement in diesem Augenblick als
*) St. B. S. 99 r. g. u.