Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Protokoll. Ziff. II. § 25. Hoverbeck. Lasker. Delbräck. 315 
wurde, sich herbeiließ zu einem Vete ron 14 Stimmen, das wurde bewil- 
ligt, indem man auf der andern Seite das absolute Vete Baierns für ge- 
wisse Verfassungsänderungen aufgab. Es ist dies das Ergebniß eines Kom- 
enrmisses, dessen Anfechtung ebenso, wie ich dies in Bezug auf den § 6 zu 
demerken gehabt habe, den ganzen Vertrag in Frage stellen würde. (Be- 
wegung.) 
Freiberr v. Hoverbeck’): Meine Herren, die Erklärung, die der Herr 
Präsident des Bundeskanzler-Amts gegeben hat, macht mir jetzt die Zahl 14 
noch riel bedenklicher, als sie vorher gewesen ist. Sie hören also, daß nach 
den letzten Verhandlungen im Wege des Kompromisses Baiern sich damit 
einverstanden erklärt hat, ein Veto in gewissen Beziehungen aufugeben gegen 
die Kenzession, daß nicht etwa drei Viertel der Stimmen, sondern genau so 
riel Stimmen eine Verfassungsänderung unmöglich machen können, als die 
drei Mittelstaaten, die drei Königreiche, zusammen haben. Ich kann nicht 
anders als annehmen, daß Baiern danach geglaubt hat, daß gewisse Inter- 
essen diese drei Staaten zusammenschließen sollen, die bei allen anderen 
Staaten des Bundes nicht vorhanden sind. Meine Herren, das ist der Keim 
zu einem Sonderbunde, in dem neuen Deutschen Bunde, und ich bitte Sie 
daber, dieses Abstimmungsverhältniß unter keinen Umständen anzunehmen. 
Lasker ““): Nach der Erklärung des Herru Präsidenten des Bundes- 
kanzler-AmtsS muß ich annehmen, daß die Frage, ob drei Viertel Stimmen 
in Stelle der 14 gesetzt werden können, zwischen den Bevollmächtigten noch 
nicht definitiv entschieden ist, und daß also noch zwischen der zweiten und 
driten Lesung Gelegenheit gegeben sein wird, über diese Fragen eine Ver- 
ständigung herbeizuführen. Aus diesem Grunde bitte ich Sie, für den An- 
rw#ag zu stimmen. 
Präsident des Bundeskanzler-Amts, Staatsminister Delbrück#): Meine 
Her##en, ich muß um Verzeihung bitten, wenn ich mich vorher nicht deutlich 
ausgedrückt habe. Mit der Offenheit, die ich dem Reichstag schuldig bin, 
muß ich auch hier wiederholen, daß diese Bestimmung eine Bestimmung 
des Vertrages ist, mit welcher der Vertrag steht und fällt, und über welche 
ich — ich habe Bezug genommen auf meine Erklärung zu S. 6 — eine Ver- 
dandlung für vollkommen aussichtslos halten muß. 
Der Antrag Lasker wurde bei der Abstimmung abgelehnt. 1 
*) St. B. S. 143 r. u. 
½# St. B. S. 144 l. o. 
) St. B. S. 144 1. g. o. 
1 St. B. S. 144 l. m.
	        
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