Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Schlußprotokoll Ziff. VII. und VIII. Delbrick. Grumbrecht. Hoverbeck. 329 
bringen lassen will, die Nummer VII. von mir nicht abgelehnt werden kann, 
und da ich ein sehr großes Interesse und eine sehr große Neigung dafür 
habe, das Verfassungswerk zu Stande zu bringen, so sehe ich von manchen 
Bedenken ab, die mir sonst in schwerem Maße auf dem Herzen gelegen 
haben. Aber mir, als vielleicht dem einzigen Nichtpreußen in dieser Ver- 
sammlung, der als guter eifriger Erbkaiserlicher an der Nationalrersammlung 
in Frankfurt theil genommen hat, dem mag es nicht verdacht werden, wenn 
er die Ausdehnung des Deutschen Bundes über Deutschland höher schätzt 
als viele Bedenken, die ihm schwer auf dem Herzen liegen, und so erkläre 
ich denn, daß ich für die Nummer VII. stimmen werde, nicht aber für 
Nummer VIII. Meine Herren, ich erkenne sa an, daß man dem großen 
Mittelstaate Baiern eine gewisse Bevorzugung in Bezug auf das Gesandt- 
chaftsrecht, welches die einzelnen Staaten ja bebalten haben, gewähren kann. 
Ich halte es, wenn auch für ein unbegründetes und mir nicht zusagendes, 
doch nicht ganz unbilliges Verlangen. Aber weshalb wir für ein Vorrecht, 
was wir unbedingt für schädlich halten müssen, wenn wir offen unsere 
Meinung sagen, noch Geld bezahlen sollen, das sehe ich wahrlich nicht ein, 
und mechte dringend empfehlen, Nr. VIII. abzulehnen. Denn daß die 
baierischhe Regierung den Vertrag um deswillen scheitern lassen sollte, weil 
wir nicht bezablen wollen für ein schädliches Vorrecht, kann ich mir nicht 
denken, und ich meines Theils kann mich unter keinen Umständen entschließen, 
für eine Einrichtung, die ich nicht billige, noch Geld zu geben. Ich bitte 
asso, Nr. VIII. abzulehnen. 
Freiherr v. Hoverbeck“): Der Abgeordnete Grumbrecht wünscht also 
bei Nr. VII. das Verfassungswerk zu Stande zu bringen — nach seiner 
eigenen Argumentation — bei Nr. VIII. nicht. Ich meinerseits wünsche 
sewehl bei Nr. VII., als bei Nr. VIII., als bei allen anderen Nummern 
dos Verfassungswerk zu Stande zu bringen, aber auf die einzig würdige 
Beise, nämlich daß jeder berechtigte Faktor auch wirklich gehört wird, daß 
nicht ren vorn herein dem Reichstag eine Stellung angewiesen wird, die 
meinem Gefühle nach durchaus unwürdig ist, (Widerspruch) nämlich die des 
absoluten Jasagens. Uebrigens will ich in dieser Beziehung darauf vertrauen, 
daß weder der Staat Baiern, noch andere einzelne Staaten, noch auch die 
Vertrcter der Bundesregierungen im Bundetrathe sich dem entgegensetzen 
werden, daß auch wir bestimmte Bedingungen für das Zustandekommen des 
Einigungswerkes aussprechen. Weil ich eben Vertrauen zu der Kraft des 
Prinzipes der Einigung Deutschlands habe, darum bitte ich Sie, lehnen Sie 
diese beiden Nummern ab. 
— 
5) St. B. S. 148 r. g. u.
	        
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