Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

340 Verträge mit den süddeutschen Staaten. 
Liebknecht (fortf.): Meine Herren, im Jahre 1849 ist das Eine 
bewiesen worden, daß eine Kaiserkrone, die von dem deutschen Volke dar- 
geboten wird, von dem Hause Hohenzollern nicht angenommen werden 
kann; es ist der Beweis geliefert worden, daß die Einheitsbestrebungen 
Deutschlands gerade in der preußischen Monarchie ihr Haupthinderniß 
finden. Deutschland wäre 1849 einig gewesen, wenn von Seiten des 
Hauses Hohenzollern nicht der Krieg gegen die Vorkämpfer der Reichsver- 
fassung geführt worden wäre. Dies Hinderniß einer wirklichen Einigung 
Deutschlands besteht heute in vermehrter Stärke. Die Interessen des 
Hauses Hohenzollern, die wesentlich dynastisch find, stehen im diametralen 
Gegeusatz mit dem Interesse des deutschen Volkes. (Ohol) So lange 
dies Hinderniß nicht beseitigt ist, werden wir nie und nimmermehr eine 
wirklicke Einigung Deutschlands haben! Sehen Sie sich das Werk an, 
das jetzt geschaffen werden ist; Sie selbst sind nicht davon befriedigt; Sie 
wissen, daß das Schicksal desselben, daß der eigentliche Ausgang von 
Ereignissen abhängt, die noch nicht zum Abschluß gelangt sind. (Zur 
Rechten gewandt:) Wenn es Ihnen gelingt, Frankreich nieder zu werfen, 
die Republik zu besiegen, nun gut, dann tritt die eine Alternative ein, 
welche uns von dem Abgeordneten Windthorst in Aussicht gestellt worden 
ist, dann werden wir den krassesten Absolutismus haben, und der neue 
Bund wird dann in krassester Form das, wozu er bestimmt ist: eine fürst- 
liche Versicherungsanstalt gegen die Demokratie. (Ruf der Socialdemo= 
kraten. Sehr gutl) Meine Herren, wenn dagegen der Krieg aufgegeben 
werden muß, wenn die freiheitlichen Strebungen, welche für den Augen- 
blick in Deutsckland niedergehalten sind, in Frankreich zum Sieg gelangen, 
und wenn sie von dort auf Denutschland zurückstrahlen, nun dann wird 
dieser neue Bund in entgegengesetzter Richtung zusammenbrechen; jedenfalls 
ist er nur ein Uebergang und nichts weiter. Die Krönung des neuen 
Kaisers, meine Herren, um ihr eine würdige spmbolische Bedeutung zu 
geben, sie wäre vorzunehmen da draußen, auf dem Gensdarmenmarkt; das 
ist der passendste Ort für die Krönung des modernen Kaisers, denn dieses 
Kaiserthum kann in der That nur durch den Gensdarmen aufrecht erhalten 
werden. (Heiterkeit.) Ich habe mein Votum nun begründet. Unsere 
Partei stcht, wie ich von Anfang an sagte, außerhalb dieses Parlaments, 
sie steht Ihnen feindlich gegenüber. Das, was in unserer Macht liegt, 
wird geschehen, um diesen Bund zu bekämpfen; wir erfüllen bloß unsere 
Pflicht, indem wir ihm den Kriez erklären. Freilich zwischen der Partei 
hier (zu den Nationalliberalen sich wendend) in der Mitte, zwischen Ihnen 
und uns, ist der Kampf nicht; der Kampf, — und das ist der große Fort- 
schritt, den die Ereignisse geschaffen haben, — der Kampf ist zwischen den 
beiden Extremen, zwischen uns und der äußersten Rechten. Letztere hat 
vollkommen Recht, wenn sie sich unter das Haus Hohenzollern schaart, sie 
kämpft gegen die Demekratie. Es wurde neulich gelacht, als mein Freund
	        
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