Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

346 Verträge mit den süddeutschen Staaten. 
aber ehe sie sich unter sich selbst entscheiden, wav unbedingt annehmbar sei 
und was nicht, und ehe sie eine solche vertragsmäßige feste Abmachung 
trafen, hatten sie die Volksvertretung zu hören, und Sie werden mich und 
meine Freunde nimmer dahin bringen, daß wir von Hause aus auf eine 
solche Mitwirkung und auf den berechtigten Einfluß dabei verzichten. Wir 
glauben — sehen Sie, das ist ein Stück unseres Vertrauens — die 
Regierungen, gestellt vor ein nationales Parlament, würden wohl auf diesen 
oder jenen Punkt, wenn er in gehöriger besounener Weise von diesem 
nationalen Parlament geltend gemacht wäre, Rücksicht genommen haben, 
ehe sie mit ihrem absoluten Veto: nur Dies und nichts Anderes! abge- 
schlossen hätten. Das ist die Bedeutung unseres Einwandes, der nun und 
nimmermehr erledigt wird durch die Ausführung des Abgeordneten Frieden- 
thal, daß wir auch nein sagen können Freilich köunen wir das, aber 
wenu wir nein sagen zu den Modifkationen der Einigung, die man uns 
verbietet, so muthet man unt zugleich zu, nein zu sagen zu dem Zuftande- 
kommen der Einigung unseres Vaterlandes, und das ist das Verwerfliche 
der uns aufgedrungenen Position. (Sehr richtig! links.) Ich habe weiter 
auf den Punkt einzugehen, daß wir doch, meine verehrte Herren — und 
et thut eine gewisse Selbsterkenntniß im privaten und öffentlichen Leben, 
namentlich in so verhängnißvollen Zeiten, recht noth — in dieser Versamm- 
lung selbst vielleicht zu dieser Praxis der Regierungen, die uns in der 
That nicht das erste Mal entgegentritt, einige Veranlassung gegeben haben, 
(Sehr gut! links) — daß wir die Schuld daran tragen. Große wichtige 
Fragen haben uns oft vorgelegen, und man hat Seitens der Regierungen 
immer gefunden, wenn man dem Hause sofort die Frage stellt: wenn Ihr 
hier nicht unbedingt auf die Modalitäten, auf alle Einzelheiten eingeht, 
dann wird aus der ganzen Sache Nichts, — daß man do vielleicht ein 
wenig zu eilig gewesen ist Seitens der Majoritäten, dies zu acceptiren, 
um nur Etwas zu erhalten, — „damit nur Etwas zu Stande komme!“ 
wie man sagt. Sie kennen ja das Motiv, was ich gar nicht weiter kriti- 
siren will von meiner Seite, was ich grade bei der heutigen Abstimmung 
verstehe bei vielen meiner alten geehrten Mitkämpfer für die nationalen. 
und liberalen Interessen, was aber, wie Sie sehen, wenn wir uns weiter 
und weiter in die Position hineindräugen lassen, die allerverhänguißvollsten 
Folgen auf die Gestaltung unserer öffentlichen Zustände ausübt. Meine 
Herren, wir haben eine große geschichtliche Wahrheit dabei vergessen: man 
soll, wenn es sich um Feststellung des staatlichen Lebens nach der äußeren 
einheitlichen und nach der inneren frciheitlichen Seite hin handelt, damit 
elwas Befriedigendes zu Staude komme, die beiden Diuge nicht trenuen. 
Man soll nicht auf der einen Seite die staatliche Einheit machen und das 
Fertigbringen der Frciheitsgarantien auf eine spätere Zeit verschieben. Es 
wird immer darauf ankommen, den Zeitpunkt zu ermessen, wann die Re- 
gierungen auch von ihrem Standpunkte, auch vom Standpunkte ihrer Be-
	        
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