348 Verträge mit den süddeutschen Staaten.
diesem Augenblick wird dem nationalen Geist es erschweren, daß er in vielen
Beziehungen wird vorwärts kommen können, — namentlich wenn sich die
Sachen immer weiter auf der schiefen (bene zum Föderalismus, das heißt
zum alten Bundestag von 1815, bin bewegen. Wenn sich dann noch
einmal der Durchbruch vollzieht, so sind wir ganz unschuldig daran. Denn
wir haben wahrlich dem nationalen Bedürfniß und dem nationalen Geiste
durch unsere Arbeit in keiner Weise die Wege öffnen helfen, er wird sich
die Bedingungen seines Durchbruchs selbst schaffen müssen, und ich möchte
— und ich glaube, das ist doch auch der Wille der Meisten von Ihnen —
ich möchte denn doch die Aufgabe eines großen Parlamentes dahin fassen,
dieser Entwickelung die friedlichen Wege zu sichern, und sie nicht von Neuem,
wie seit 1815 wieder und wieder geschehen ist, auf große Katastrophen ver-
weisen. Von diesem Standpunkte aus, meine Herren, habe ich nur noch
Ihnen zu dokumentiren, daß wir selbst uns gar nicht frei von dem Drucke
fühlen, der durch die Art der Vorlagen auf dieses Haus dadurch geübt wird,
daß, indem wir die Modalitäten der jetzigen Verträge verwerfen, uns die
Gesammteinigung Deutschlands in die Ferne gerückt wird. Indem wir, wie
ich sagte, uns selber nicht frei von diesem Druck fühlen, habe ich Ihnen zu
erklären, in meinem und vieler Freunde Namen: wir wollen, so schwer es
uns wird, bis zur Annahme der Verträge mit Baden, Südhessen und
Würtemberg gehen; aber den baierischen Vertrag mit seinem Ge-
gensatz: Hie Baiern hie Deutschland, den nehmen wir nicht an.
(Bravo! links.)
v. Blanckenburg (Naugard-Regenwalde)'): Meine Herren, ich hatte
mich eigentlich nur zum Worte gemeldet, um ein paar ganz kurze Bemer-
kungen zu machen, welche veranlaßt sind durch die Motivirung, die wir hier
von dem Herm Abgeordneten von Mallinckrodt gehört haben. Da aber
der geehrte Herr Reduer, der so eben die Tribüne verlassen hat, einen be-
sonderen Appell an meine Freunde gerichtet hat, so möge er mir gestanen,
nun auch im Allgemeinen zwei Bemerkungen hier zu machen. Die beiden
Herren Redner, die ich so eben genannt habe, stehen auf dem Standpunkte,
daß sie schwere Bedenken haben, die uns vorgelegten Verträge zu genehmi-
gen, daß sie also ein Nein sagen müssen zu der jetzigen neuen Konstituirung
des Bundes. Ich erlaube mir die Bemerkung, daß, wenn man eine solche
oppositionelle Stellung einnimmt in einem großen parlamentarischen Körper,
diese Stellung, wie ich aus meiner eigenen Erfahrung weiß, ganz außer-
erdentlich viel leichter ist, wenn man rotirend ganz genau weiß, das Werk
kommt dennoch zu Stande; aber wenn man einer Partei angehört, die
so groß ist, daß das abweichende Votum das Zustandekommen des neuen
Bundes verhindert, dann dünkt mich, ist die Verantwortung auch ein wenig
ö!) St. B. S. 157 l. o.