Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

350 Verträge mit den süddeutschen Staaten. 
derungen für die Zukunft nicht erschwert, sondern erleichtert werde! Wir 
geben von diesen Forderungen Nichts auf. Eine Frucht und Folge dieser 
neuen Vereinigung, die heimsen wir schon jetzt ein, ja wir haben sie schon 
eingeheimst. Erinnern Sie sich an die Rede des Herrn Abgeordneten Acker- 
mann, er hat Ausdruck dafür gegeben, daß die neu hinzutretenden Staaten 
und unsere alten Bundesgenossen durch die Neuformation des Bundes von 
einem vielleicht selbstgeschaffenen Alpe befreit sind, der auf ihnen ge- 
legen hat, oder liegen könnte, der ihren Eintritt erschwert hat oder den Neu- 
eintritt verhindern möchte, nämlich von dem Alpe, daß die Unifikationsten- 
denzen dieses Hauses fortan nicht mehr mit solcher Aussicht auf Erfolg hier 
getrieben werden könnten, wegen der loyalen Konzessionen des Königs von 
Preußen. Aber, meine Herren, ich habe einen viel schwerer wiegenden Grumd, 
warum ich nicht habe auf dieser Bedingung bestehen können, und warum ich 
nicht meiner Partei habe den Rath geben können, es als conditio sine qun 
non aufzustellen. Ich bin einmal in meinem parlamentarischen Leben genan 
in derselben Lage gewesen, es war das im Jahre 1860, als es von wenigen 
Stimmen, die mit mir zusammen votirten, abhing, ob wir dem königlich 
preußischen Ministerium die Mittel bewilligen wollten für die Reorganisa- 
tion des Heeres im Ertraordinarium! Im Ordinarium waren sie nicht 
zu haben. Meine Herren, es war durchaus gegen die Gunndsätze unserer 
Partei, das Militärbudget zu bewilligen im Extraordinarium; wir haben es 
dennoch gethan, wir haben, weil wir es gethan haben, von vielen Partei- 
genossen bittere Vorwürfe bis auf den heutigen Tag gehört: dieses Votum 
hätte allein den nachher daraus folgenden Konflikt ermöglicht. Ja wohl, 
eine Herren, das hat ihn auch ermöglicht, aber wenn wir das Votum 
nicht abgegeben hätten, so hätten wir wohl den Konflikt verhindert, aber 
ganz gewiß wäre die Neorganisation nicht zu Stande gekom- 
men. Und alle, denke ich, die daran mitgewirkt haben, können seit 1866 
und 1870 beruhigt über ihr Votum sein! Ganz in demselben Sinne stim- 
men auch wir jetzt für Annahme der Verträge in der festen Zuversicht, daß 
wenm wir es nicht thäten, die Einigung Deutschlands nicht zu Stande 
käme, und wie wir damals die Reorganisatien durch unser Votum ermäög- 
licht haben, se werden wir jetzt durch unser Votum den neuen Deutschen 
Bund mitschaffen. (Bravok rechts.) 
Dr. Künzer aus Breslau (Glatz-Habelschwerdt)"): Meine Herren, ge- 
statten Sie auch mir mein Votum über diese wichtige Vorlage, die wir in 
dieser dritten Lesung vor uns haben, zu motiviren; Sie haben sämmtliche 
Herren Redner mit Geduld angehört, ich hoffe auch ich werde mich der- 
selben Geduld erfreuen können und um so mehr, als ich gar kein Be- 
denken habe, mich frei und offen für die Vorlage auch in dritter Lesung
	        
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