362 Verträge 1370. Dritte Berathung.
ten Deutschlands auch alle Vertreter künftig vereinigt werden. Wir über-
nehmen diese Gefahr in dem vollen Vertrauen auf den patriotischen und
nationalen Sinn unserer Brüder in Süddeutschland, auch in Baiern, sowie
im Vertrauen zu der Einsicht und dem national-patriotischen Sinne der
baierischen Regierung. Sehr wohl kann die baierische Regierung, können
die Vertreter aus Baiern, die künftig mit uns im deutschen Parlamente ver-
eint sein werden, — sehr wohl können sie die Rechte und Konzessionen dieses
Vertrages benutzen zu einer mißbräuchlichen Hinderung derjenigen Entwicke-
lung der Deutschen Verfassung, die jetzt in großen Fragen noch vorbehalten
bleibt. Aber, meine Herren, wir wollen es ruhig abwarten, ob das versucht
werden wird, und wenn es versucht werden sollte, ob demnächst der Versuch
nicht bald wieder aufgegeben wird. Wir nehmen keine Gegner in den Bund
auf, sondern deutsche Genossen, — deutsche Genossen, bewährt in einem uner-
hörten glorreichen Kampfe für die unserem Vaterlande gebührende Stellung,
welche jetzt ihren Ausdruck finden wird in einer deutschen Gesammwerfassung,
die dem mißtrauischen Europa und dem feindlichen Frankreich erst abgewon-
nen werden mußte. Nachdem die deutsche Nation aus diesem schweren, wohl
dem schwersten und verhängnißvollsten Kampfe, der ihr jemals auferlegt war,
siegreich hervorgeht, wie wir doch schon für die nächsten Wochen in sichere
Aussicht nehmen können, — weshalb sollte der deutschen Nation eine gesunde
und kräftige innere Entwickelung nicht dann auch gegeben sein, wenn sie,
Sieger in diesem Kampfe, an gemeinsamer innerer Arbeit, unter einheitlicher
Regierung, in einem freien deutschen Parlamente zusammenwirkt? (Sehr
wahr! Lebhafter Beifall.) Meine Herren, das Vertrauen können wir haben
zu uns, wir können es haben zu unseren süddeutschen Genossen. Hindernisse
und Schwierigkeiten sind vorhanden, und bei der Verschiedenheit der Auf-
fassung über wichtige organische Veränderungen, die uns allerdings vorbe-
halten bleiben müssen für die künftige Umgestaltung unserer Verfassung, — da
konnen allerdings Schwierigkeiten und Gegensätze hervortreten, die solche or-
ganische Veränderungen um einige Jahre länger verzögern als wir sie hin-
ausschieben müssen, wenn wir lediglich im Norden für une allein bleiben.
Meine Herren, aber ein dauernder ernsthafter Widerstand dem gegenüber,
was die Nation durch die Mehrheit ihrer Vertreter im Parlament verlangt,
was der ganzen Nation nothwendig ist für eine wahrhaft große politische
innere Umgestaltung — ein solcher Widerstand wird unmäglich sein. Die-
jenigen, die es wagen würden, würden verloren gehen an den kraftvollen
Elementen, die jetzt schon in der Verfassung enthalten sind, und die durch
dasjenige, was uns in Aussicht gestellt ist in der heutigen Vorlage des
Bundesraths, bedentend und gewichtig künftig noch verstärkt sein werden.
(Bravol!) Wir haben eine einheitliche und monarchische Regierung — bis lang
der Sache nach, noch nicht dem Namen nach, künftig auch dem Namen
nach, und dieser Name ist mehr als ein bloßes Wort — wir haben eine
monarchische Regierung mit einer so starken, auf dem deutschen Boden allein