Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

380 Baden. Außerordentlicher Landtag. 
endlichen Sieg und die Einigung Deutschlands eine wesentlich andere werden; 
Deutschland wird wieder die ehrenvolle und machtgebietende Stelle einnehmen, 
die es in früheren Jahrhunderten besaß. Hier ist vielleicht der schickliche 
Ort zur kurzen Erörterung einer weiteren formellen Frage. Als der Krieg 
an Preußen erklärt war, wurden in Norddeutschland der Reichstag, in Baiern 
Würtemberg und Hessen die Kammern berufen; eine Zusammenberufung 
unserer Kammern hat damals nicht stattgefunden. Von mancher Seite ist 
dies gewünscht worden, zunächst mit Rücksicht auf die politischen Zustände 
in Süddeutschland überhaupt und mit Rücksicht auf unsere Stellung zu den 
süddeutschen Nachbarstaaten insbesondere. Man hatte es gewünscht auch 
wegen der Aufbringung und Verwendung der zur Kriegführung erforderlichen 
Geldmittel. Die letztere Rücksicht und der gewiß wohl begründete Wunsch, 
die heutige Verhandlung auf den eigentlichen Gegenstand der Tagesordnung 
zu beschränken, bestimmen mich, mit der Anregung dieses Punktes mich zu 
begnügen und Sie zu bitten, denselben falls Sie dies überhaupt beabsichtigen, 
bei der Verhandlung über die finanziellen Vorlagen näher zu erörtern. Ich 
kehre zur Sache zurück. Der Krieg war noch nicht ausgebrochen und schon 
war die Einigung Deutschlands vollzogen. Baden inobesondere war — ich 
sage dies heute mit Stolz — der erste süddeutsche Staat, welcher seine ganze 
Kraft zur Vertheidigung des Vaterlandes stellte. Es erfüllte seine ganze 
Pflicht als Reichsland treu und redlich, und es erfüllte sie, ich betone das 
gleichfalls, mit den größten Gefahren für sich und seinen Bestand, mit den 
größten Gefahren für alle Bewohner des Landes. Während man in Baiern 
und Würtemberg noch über den casus foederis diskutirte, eilte Baden ohne 
allen Verzug dem bedrohten Vaterlande zu Hilfe und trat, unbekümmert um 
die Gefahr der Exponirung von Land und Leuten, entschlossen und muthig 
in die Bresche. Es war für unser Land kein Kleines, in der ersten Auf- 
regung des Krieges, Angesichts eines jeden Augenblick drohenden Ueberfalls, 
die weit auseinander liegenden Streitkräfte zusammen zu raffen. Sie wissen, 
daß das mit der größten Raschheit geschehen ist, und ich denke, es war das 
auch eine Frucht jener Lasten, die wir freilich in höherem Maße getragen 
haben, als die andern süddeutschen Staaten. Dieser Krieg, der vor uns 
liegt in seiner ganzen Größe und mit allen seinen Schrecken, ist der blutige 
Ausgangspunkt unserer heutigen Verhandlung. Gedenken wir heute deßhalb 
vor Allem in Ehren und dankbarer Anerkennung der Männer, welche das 
deutsche Heer vom Beginne des Krieges bis zur gegenwärtigen Stunde von 
Sieg zu Sieg führten. Und wie den Führern, so wollen wir aus ganzem 
Herzen auch den sämmtlichen deutschen Truppen unsern Dank und unsere 
Anerkennung aussprechen für ihre Tapferkeit und für die Hingebung, womit 
sie alle Leiden und Schrecken des blutigen Krieges für unser deutsches Vater- 
land ertragen haben und noch ertragen. (Bravo.) Es ist eine Ehrenschuld 
jedes in Deutschland sich versammelnden Landtages, der Männer zu gedenken, 
die mit Zurücklassung der Ihrigen todesmuthig hinauseilten auf das Schlacht-
	        
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