Mohl. 423
alles Weitere — unsern tapfern Heeren bald gelingen, dem trotzigen Feind
einen dauerhaften Frieden abzuzwingen!
Präsident Dr. v. Mohl: Durchlauchtigste, hochgeehrteste Herren! Nur mit
Froßer Schüchternheit ergreife ich nach der soeben von Ihnen vernommenen be-
redten Ansprache des Herrn Staatsministers das Wort zum Abschied. Unsere
Gesinnungen — ich spreche hier in Aller Namen, ohne die mindeste Furcht,
einer abweichenden Meinung zu begegnen — unsere Gesinnungen drängen
sich zusammen vor Allem in der aufrichtigen Verehrung gegen unsern
edlen Laudesherrn und sein ganzes hohes Haus; — gegen den Regenten,
welcher keinen Augenblick Anstand genommen hat, selbst diejenigen Rechte
aufzugeben, welche sonst den Regenten gerade als die angenehmsten, als
Lieblingsbeschäftigungen gelten, der nicht blos für sich zu allen Opfern be-
reitwillig ist, sondern auch seinen ganzen persönlichen Einfluß einsetzt, um
Andere zu gleichen oder ähnlichen Opfern zu bewegen; — gegen die hohe Fa-
milie, welche theils tapfer dem Feinde sich entgegengewerfen hat und mit
ihrem Blut bezahlt, theils die Wunden des Kriegs und seine Leiden in
unerschöpflicher Güte und unermüdlicher Sorge zu lindern bemüht ist.
Wir sind sodann einstimmig in unsern Segenswünschen für unser Vater-
land, für das engere und für das weitere, dem wir jetzt anzugehören das
Glück haben werden. Das engere Vaterland ist, Dank der Tapferkeit der
deutschen Armeen und ihrer glänzenden Führung, von der ihm gedrohten
Verwüstung bewahrt geblieben; allein allerdings hat es große Orfer zu
bringen. Hunderte, vielleicht Tausende seiner Söhne werden mit ihrem
keden, mit ihrer Gesundheit die Besiegung des Feindes bezahlen müssen. Auch
materielle Lasten müssen natürlich in einem so lang fortgesetzten Krieg nur in
großem Maaße getragen werden. Doch dies Alles wird sich reichlich ersetzen,
wenn wir die Angehörigen eines großen Dentschlands sind, eines großen Reiches,
zekrönt mit der Kaiserkrone. Es wird sich ein höheres Gefühl, eine reich-
lichere materielle Blüthe entwickeln, welche ebenfalls unserem Lande zu
Tbeil wird, und je günstiger es von der Natur ausgestattet ist, desto mehr
wird sich der Segen zeigen. Es wird noch manche Arbeit kosten, ehe wir
uns in die neuen Dinge einleben, ehe die neuen Gesetze allgemein bekunnt,
bequem sind, ehe sie unseren Verhältnissen angepaßt werden, allein es sind dies
dech nur vorübergehende — man kann kaum sagen — Unannehmlichkeiten,
et find nothwendig zu ertragende kleine Bemühungen. Wir sind endlich
einig im Dank, in der Bewunderung unseres tapfernen Heeres. Wie
eben erwähnt wurde, auch in unserer eigenen Mitte sind schmerzliche Opfer
in der neuesten Zeit zu beklagen und Keiner von uns weiß, ob nicht in
diesem Augenblick, in welchem er daran denkt, in welchem er spricht, ein
laher Anverwandter schon den Heldentod gestorben ist. Das ist nicht zu
indern, die Opfer müssen gebracht werden. Unser Dank und unsere Be-
wunderung steigt mit jedem Tage und zwar nicht blos wegen der Tapfer-