466 Heffen. Verhandlungen der zweiten Kammei.
Ministerpräsident Frhr. v. Dalwigk: Doch, Herr Dumont!
Dumont: Herr Präsident, erlauben Sie, daß ich eine Berichtigung
veranlassen darf? Es soll mich sehr freuen, wenn ich widerlegt werden sollte;
aber die Art. 61 bis 68 bestehen doch unverändert für Hessen zu Recht?
Ministerpräsident Frhr. v. Dalwigk: Erlauben Sie mir, Herr Du-
mont, Ihnen zu bemerken, daß damals, als im Ausschuß die Sache zur Er-
örterung kam, die Verträge mit Baiern und Würtemberg noch nicht perfekt,
namentlich vom Reichstage noch nicht genehmigt waren. Ich war nicht be-
rechtigt, auf den fraglichen Punkt im Ausschusse anders, als ganz vertraulich
aufmerksam zu machen, da die Verabredung mit den Vertretern des Nord-
deutschen Bundes aus nahe liegenden Gründen zunächst eine geheime war.
Heute bin ich in der Lage, die Existenz dieser Verabredung offen anzuer-
kennen.
Dumont: Dann müßte die deffallsige Bestimmung auch in unserem
Vertrage enthalten sein. Es heißt aber in der Vereinbarung: die Art. 61
bis 68 sind für Baiern aufgehoben; für die anderen Staaten sind sie un-
verändert. So steht es in der Urkunde, die uns vorgelegt wurde. Es
müßte also eine Aenderung nachträglich eingetreten sein.
Ministerpräsident Frhr. v. Dalwigk: Sie konnten das nicht wissen.
Dumont: Es ist dies jedenfalls von so außerordentlicher Wichtigkeit,
daß es wünschenswerth wäre, von der Erklärung, welche der Herr Minister-
präsident hier abgegeben, protokollarisch Kenntniß zu nehmen, daß also später
eine derartige Aenderung stattgefunden hat.
Abgeordneter Metz'): Als Mitglied einer Partei, die sich seit Jahren
bestrebt hat den unbedingten Eintritt des Großherzogthums in den Nord-
deutschen Bund herbeizuführen, muß ich natürlich ein Ja abgeben und ich
gebe trotz der theilweise wohl begründeten Ausstellungen der Herrn Vor-
redner gegen die neue deutsche Verfassung meine Zustimmung zu derselben
mit frendigem Ja. Man kann der Ansicht sein, das Manches und sogar
Vieles noch mehr hätte erreicht werden können, ich bin aber außer Zweifel,
daß das jetzt Erreichte viel besser ist als das Bieherige, und daß auf
dem neu geschaffenen Kampfboden mehr wie jetzt und auf dem bisherigen
Kampfboden erreicht werden kann, auf welchem und über welchen ein leider
jetzt verstorbener Abgeordneter uns seiner Zeit zurief, daß diese Kammer
nicht einmal im Stande sei, einen Kanzleidiener zu stürzen. Ich darf doch
hoffen, daß der künftige Deutsche Reichstag eine ganz andere Kraft und Ge-
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