Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Metz. 471 
balten, so oder so zu stimmen, und glaube ferner, Herr Backé hätte auch 
ren seinem Hessischen Standpunkte aus recht wohl für den Vertrag stimmen 
konnen. Ich komme nun zu dem Herrn Abgeordneten Curtman der nur 
Eins sagte, was ich als richtig bestätigen kann, nämlich daß er, Curtman, 
keine Gefühlspolitik treibe. Das gebe ich ihm zu. Im Uebrigen aber wider- 
spreche ich jedem seiner Worte. Er hat hier von „Grundrechten, wie sie an- 
heboren worden sind“", gesprochen, ich habe mich darauf von dem Henn 
Collegen Dernburg an die Rede des Herrn Abgeordneten Curtman 
rem 18. März d. J. erinnern lassen und habe sie mir selbst aufge- 
sucht. Ich kann die Herrn hier nicht weiter demit ermüden, aber das 
muß ich sagen: ich finde da ein Sätzchen, wo es heißt: „Ich behaupte, 
das Princip der politischen Gleichberechtigung, dieses Princip ver- 
stoßt gegen ein Princip der Natur.“ Hier hat der Herr College Curtman 
es als ein Grundprincip der Natur aufgestellt: von allen Menschen ist kein 
einziger dem anderen gleich, jeder muß anders behandelt werden, und jetzt 
tritt er plötzlich mit diesen „Grundrechten“ auf, „die von der Natur ange- 
beren sind.“ Ich sage ihm offen, daß ich — obgleich durch die Erfahrung 
bezüglich dieses oder jenes Punktes etwas vorsichtiger gemacht — im großen 
Ganzen heute noch Verehrer der Grundrechte des Deutschen Volkes ron 1849 
bin und daß, wenn es von mir abhienge derartige Grundrechte in die Deutsche 
Verfassung zu bringen, ich Alles dafür thun würde. Jedenfalls verbitte ich mir aber 
die Grundrechte, die nach der Natur angeboren sein und die gleichzeitig dahin 
führen sollen, daß man kein allgemeines Wahlrecht, keine Gleicherechtigung, nichts 
der Art kennt. Meine Herren, ich komme nun zu der Rede des Abgeordneten, dessen 
relitische Vergangenheit, dessen Beginn seiner politischen Laufbahn die höchste 
Rücksicht gebietet. Ich glaube aber doch, gerade ihm antworten zu müssen; 
ich betrachte das als eine Schuldigkeit gegenüber meinen zahlreichen Freun- 
den in Norddeutschland und in Preußen. Herr v. Gagern sagte bezüglich 
der Politik des Herrn v. Dalwigk, daß Herr v. Dalwigk den Anschluß an den 
Norddeutschen Bund gewollt habe, daß ihm Diejenigen, die ihn als Gegner 
des Norddeutschen Bundes betrachtet hätten, Unrecht gethan hätten. Nun, es wird 
mir jeder hier im Saale Anwesende zugeben, daß Herr r. Dalwigk sich hier 
wirklich als Diplomat bewährt hat. Wenn Abgeordneter v. Gagem Recht 
kat, so hat Herr v. Dalwigk seine wahre Ansicht bezüglich des Norddeutschen 
Bundes uns Allen zu verbergen gewußt. Wir alle haben ihn bisher — und ich 
#laube Herr v. Dalwigk selbst wird dies zugeben — als Gegner des An- 
schlusses des Großberzogthums an den Norddeutschen Bund angesehen. Herr 
v. Gagern fährt aber fort und sagt: „die preußischen Bürger wären hinter 
der Erwartung zurückgeblieben,"“ oder „sie hätten die (rwartungen, mehr 
deutsch zu sein als preußisch, nicht vollständig erfüllt, sie wären also zu sehr 
Preußen geblieben.“" Meine Herren, ich frage Sie: ich es lege in die Hand 
jedes Einzelnen von Ihnen, zu entscheiden — hat irgend eine Kammer, irgend 
eine Bevölkerung, die hessische oder dil baierische oder die würtemberger
	        
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