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bisherigen Institutionen Würtembergs haben uns nun dahin gebracht, daß
unser würtembergischer Staat bei Führung dieses Kriegs wohl von allen
deutschen Staaten am allerwenigsten leistet. In dieser Sachlage liegt aber
ctwas Beschämendes, und zur Ehre unseres Volkes kann ich sagen, daß ich
aus der Mitte der Wahlversammlungen, aus der Mitte unserer Bauern heraus
viele Stimmen darüber gehört habe, welche es für einen Makel bezeichneten, daß
wir sowenig Truppen hätten in das Feld stellen können. Aus der Mitte des Volkes
beraus habe ich oft den Wunsch vernommen, man sollte soviel wie möglich Truppen
nachschicken, damit Würtemberg in Ehren das gleiche Kontingent stelle wie die an-
deren Staaten. Der Umstand also und der Einwand, daß wir künftig gleichviel
leisten müssen als die andern, wird uns nicht abhalten dürfen, dem Bunde
beizmutreten. Unter einen ähnlichen partikularistischen Gesichtspunkt muß ich
die Einwendungen rangiren, welche darauf beruhen, daß man dem Deutschen
Reichstage die Rechte des Volkes nicht anvertrauen könne, daß behauptet und
der Meinung Geltung zu verschaffen gesucht wird, es sei eine ungemein ge-
fährliche Reform, wenn die Gesetzgebung über Presse und das Vereinswesen
— sogar das Strafrecht wurde hervorgehoben — den Händen einer Deut-
schen Volksvertretung übergeben würde. Ja, meine Herren, glaubt man denn
wirklich, unser Landtag sei ein besserer Schutz für die Volkerechte, als die
Vertretung des ganzen deutschen Volkes? Haben wir denn nicht auch schon oft
genug erlebt, daß durch die Wahlen zu diesem Landtag Majoritäten geschaffen
wurden, welche recht weit gingen in Unterstützungen von reaktionären Bestre-
bungen! Ganz gewiß wird die Vertretung der ganzen Nation Ausschreitungen
gegen die Freiheitsrechte viel weniger zugeben und erfolgreicher zurückweisen
können, als die Vertretung eines kleinen Landes, wo die Majoritäten nicht
selten von großen Zufälligkeiten abbängen. Der Herr Abgeordnete von
Biberach steht auf einem andern Standpunkte: er erkennt die Bedeutung der
Deutschen Einheit an, und er versichert uns, daß auch er bereit sei, die Hand
zu bieten zum Deutschen Einigungswerke, daß dieses Ziel auch zu seinen
Nealen gehöre. Meine Herren! Er hat heute gewisse Einwendungen gegen
die jetzt sich vollziehende Einigung nicht vorgebracht, welche wir in früheren
Sitzungen aus seinem Munde gehört haben; wir haben heute nichts mehr
daren gehört, daß Oesterreich auch dabei sein sollte; wir haben auch nichts
mehr davon gehört, daß es besser wäre, einen Südbund zu gründen.
robst: Das habe ich nie gesagt.
Hölder: Wenn man die letzten Adresseentwürfe und die Reden des
Herrn Abgeordneten über dieselben nachliest, so wird der Südbund mit ziem-
licher Deutlichkeit darin stehen.
robst: Nein!
Gölder: Eine andere Einwendung, welche von gewissen Führern unserer