Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

5588. Wärtemberg. Kammer der Abgeordneten. 
— so sei es. Meine Herren! Ich will unsere Gegner widerlegen, vor allen 
Dingen aus ihrer Vergangenheit. Ich beginne zunächst mit einer Person, 
und zwar mit demjenigen unserer Herrn Kollegen, der zuerst und wohl aufs 
heftigste das Wort ergriff gegen die Verträge, mit Herrn Mohl. Ich will 
— es ist nicht das erste Mal in diesem Hause — ich will ihm nachweisen, 
daß er in flagranten Widerspruch gekommen ist mit dem, was er früher in 
diesem Hause — allerdings sind es beinahe 20 Jahre her — in einigen 
der wichtigsten Punkte, die hier zur Sprache gekommen sind, gesagt hat. 
Herr Mohl hat uns den Bundestag rorgeführt. Herr Mohl konnte uns 
von den bundestäglichen Zuständen nicht genug Gutes sagen 
Moriz Mohl: Das ist nicht wahr! 
Römer: Er hat sein Bedauern ausgesprochen, daß der alte Zustand, 
der durch die Ereignisse des Jahres 1866 glücklich beseitigt worden ist, nicht 
noch besteht. Nun hat Herr Mohl im Jahre 1851 über den Bundestag 
Folgendes gesagt: — es ist ganz kurz, aber sehr deutlich: — „Meine Herren, 
diese dreißigjährige Bundeswirthschaft, dieses starre Festhalten der Aristokratie 
an dem Feudalwesen, dieses Niederhalten der Preßfreiheit und der öffent. 
lichen Stimme, dieses Verfolgen aller und jeder freiheitlichen Regung, dieß 
war es, was am allerschwersten auf der Nation lastete; die Nation war sich 
nur noch nicht klar bewußt, daß der Grund, der Ursprung von alle dem der 
Mangel an Einheit sei; erst im Verlaufe der Bewegung ist der großen 
Masse der Nation das Einheitsbedürfniß recht klar geworden.“ An einer 
andern Stelle sagt Herr Mohl: „Ich glaube, der Deutsche Bund hat aller- 
dings in den wenigen Monaten, seit er wieder besteht, viel gethan, und ich 
muß mir erlanben auch eine kleine Liste von demjenigen aufzustellen, was 
er gethan hat. Er ist bekauntlich in Kurhessen eingeschritten, und wie er 
dort eingeschritten ist, weiß die ganze Welt; er ist ferner in Mecklenburg 
eingeschritten, hat die zwischen Fürst und Volk vereinbarte Verfassung ab- 
geschafft und die alten aristokratischen Zustände wiederhergestellt. Er ist in 
Hannover eingeschritten und der Ritterschaft daselbst in ihrem Widerstreben 
gegen Fürst und Volk und gegen die auf rechtmäßigem Wege im Lande er- 
lassenen Gesetze beigestanden. Er ist in Bremen eingeschritten und hat die 
Verfassung, die sich die Stadt gegeben und die, soviel ich weiß, zu irgend 
einer Inkonvenienz nicht geführt hat, wieder abgeschafft. Er ist in den 
übrigen Hanfestädten und in Frankfurt eingeschritten, oder es ist wenigstens 
der Einfluß, welcher von dem Bundestage ausging, der dort dem Zustande- 
kommen einer freien Verfassung entgegengetreten ist. Ebenso sehen wir, daß 
in allen kleineren Staaten Verfassungen theils zurückgenommen theils ab- 
geändert werden mußten, und zwar alle im Sinne des Rückschritts, und der 
Bund hat diesen Werken vollends die Krone aufgesetzt, indem er die Grund- 
rechte profkribirt hat. Er hat allerdings in kurzer Zeit genug gethan, um
	        
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