1871. M. Barth. 625
dieses Zusammenwirken der drei Königreiche nicht zu erreichen sein. Das
ist doch wohl nicht zu glauben. Ich komme nun auf die Finanzfrage. Es
ist natürlich, daß man hier, wenn man einmal gegen die Einigung einge-
nemmen ist, die zu bringenden Opfer unwillkürlich zu hoch anschlägt. Ich
bin nicht Fachmann und will mich in Ziffern hier nicht einlassen. Es wird
das auf unserer Seite, wenn es nothwendig werden sollte und so weit es
nickt schon vom Ministertische aus geschieht, ein anderer Mann thun, der
sich in Ziffern besser auskennt als ich. Aber einige allgemeine Bemerkungen
will ich mir auch hier erlauben. Der Herr Referent sagt uns: kein Minister
wirt die Garantie dafür übernehmen wollen und können, daß der Mehr-
bedarf nicht höher und zwar viel höher steigt. Meine Herren, das kann
ich zugeben, ich sage aber ganz einfach: kein Minister in der Welt kann
überhaupt eine Garantie übernehmen, daß in irgend einem Staatswesen
der Bedarf nicht in einer Periode höher steigt, als in der andern. Das
hingt eben von den Umständen ab. Er kann eben so gut fallen als steigen,
aber Eines weiß ich, meine Herren, wenn Sie aus dem Deutschen Reiche
draußen bleiben, so ist es eine Illusion, wenn Sie glauben, daß Sie des-
wegen in Bezug auf die Militärlasten heruntergehen können. Sie werden
immer mit dem Deutschen Reiche gleichen Schritt halten müssen. Sie
werden das um so mehr thun müssen, je mehr Sie isolirt bleiben. Die
ganze Mehrausgabe, welche dem baierischen Staate durch den Eintritt in
das Reich zugeht, theilt sich in zwei Theile, nämlich in den Mehraufwand
für das Militär und in Lasten für die übrigen Bundeseinrichtungen. In
Beziehung auf die letzteren habe ich nun, und wie ich glaube mit Recht,
im Minoritätsgutachten bemerkt, daß wenu man auf der einen Seite er-
böhte Ausgaben hat, dafür, daß verschiedene Institutionen gemeinschaftlich
werden, man auf der andern Seite auch im Landeêbudget gewisse Er-
frarungen anstreben müsse. Diese Ersparungen werden vom Hru. Refe-
renten sehr gering angeschlagen, allein ich meine, es wird von Ihnen
abhängen, wieweit Sie in diesen Ersparungen gehen wollen. Sie können
natürlich nicht weiter gehen, als der Zweck der Staateverwaltung es ver-
tägt, allein Ersparungen werden ohne Beeinträchtigung der letzteren in
in vielen Beziehungen möglich sein, wenn Sie nur mit der erforderlichen
Energie eingreifen. Besonders in Beziehung auf das Gesandtschaftswesen
kann gespart werden. Nur in einer Beziehung ist keine Ersparniß zulässig,
nämlich in der Beziehung, welche der Hr. Referent zwar nur sehr zart,
aber doch verständlich angedeutet hat, indem er von Ersparungen sprach
die in die höchsten Regionen hinaufzehen sollten. Meine Herren, ich will
auf diese delikate Sache nicht näher eingehen, aber ich bitte Sie, nicht
zu vergessen, daß es Staaten gibt, in denen der Regent ueben seiner Civil-
litte noch Domänen besitzt und daß diese Demäuen in Baiern in das
Staatsvermögen übergegangen sind; mehr sage ich über diese Frage nicht.
Im Nachtrage zu dem Referate des Herrn Kammersekretärs ist auch die
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