Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

658 Baiern. Kammer der Abgeordneten. 
Beschlüsse werden eben anderwärts, werden im Nordbunde da droben gefaßt, 
dort oben würden die Gelder bewilligt, und wir majorisirt, — damit komme 
ich nun freilich auf einen anderen Theil meines Vortrages, den ich möglichst 
kurz einrichten will, weil ich — ich glaube, es war nothwendig, um den 
vollen Beweis zu führen — um so länger bei den gegenwärtigen Ausfüh- 
rungen sein mußte. Ich sage aber, glauben Sie denn, daß, wenn 48 aus 
Baier kommen, (und in Abminderung des Militärbudgets find ja wir 
auf dieser Selste mit Ihnen auf jener Seite einverstanden), wenn wir nach 
Berlin kämen — vollständig einig, wenn noch dazu die Vertreter der 
übrigen Süddeutschen Staaten kommen, dazu ferner kommen Sachsen, Han- 
nover, so würden wir, wir Alle, und selbst wenn jeder Preuße ein ein- 
gefleischter Zahlteufel wäre, was sie doch nicht alle sind, — glauben Sie es 
nicht? so würden die Uebrigen im Reichstage, soweit es die Verhältnisse 
erlauben würden, soweit es die Zeit mit sich brächte, wohl wenigstens gerade 
so gut im Stande sein, das Militärbudget herabzumindern, es würde uns 
dies ebenso gut gelingen, oder wenn Sie wollen nach den bisherigen Erfah- 
rungen, es würde uns eben so gut nicht gelingen, den Militärectat herabzu- 
mindern, als es uns in Baiern dem Tische dort gegenüber gelungen ist. 
Aber ich hege die feste Ueberzeugung und bin der Zuversicht, daß der Reichs- 
tag in Beziehung auf Militärausgaben ein ganz anderes größeres Gewicht 
haben würde, als jemals eine baierische Kammer hatte. Es ist das auch 
im Norden schon anerkannt worden. Die Macht des Wunsches nach Erleich- 
terung von der Militärlast ist eine so kräftige, sie ist eine so starke, so un- 
widerstehlich sich von unten hinauf ringende, daß bald Niemand derselben 
wird widerstehen können. Wenn aber die vergangenen geschichtlichen Ent- 
wickelungen die preußische Regierung dahin gedrängt haben, minder gut 
unterrichteten Jaktoren nicht nachzugeben und wenn diese Regierung darauf 
bestanden ist, daß ein starkes, kräftiges Heer erhalten werde, wenn 
sie darauf bestanden ist, auch uns in ihren Kreis zu ziehen und soweit es 
möglich war, ebenso wehrfähig zu machen, wie die Ihrigen: wer will ihr 
das verargen, und wenn es auch ohne Kürzung eines Paragraphen am Ende 
nicht ganz abgegangen wäre? Ich meine, der Bestand der Enistenz cines 
Landes, der Bestand eines Heeres, das dem Feinde gegenüberzustehen hat, 
wenn es sich um die Wohlfahrt, wenn cs sich um das Bestehen eines ganzen 
Landes handelt, ist höher anzuschlagen, als ein zweifelhafter Paragraph. Aber 
ich will deswegen Niemanden aufreizen, irgend eine Octroirung zu begehen. 
Ich sage nur Eines. Wenn in der Vergangenheit die preußische Regierung 
so vorgegangen ist und auf das Heer mehr verwendet hat, als die Kammern 
es wollten, so können wir auch sagen, daß dies in Voraussicht der Gefahren 
geschehen ist, die enpa kommen könnten und die der Mann, der an der 
Spitze des Nordbundes steht, der eine Kopflänge geistig über die Uebrigen 
ragt, vorausgesehen hat. Ich darf hier wohl ein Wort, welches er einmal 
in Berlin in meiner Gegenwart geäußert hat, anführen. Als wir ihm
	        
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