Stauffenberg. 709
heit, welche nothwendig ist zur Abwerfung dieser Verträge, steht ja im Vor-
hinein vollständig fest und es ist ja jedes Wort verloren, welches in dieser
Richtung gesprochen wird. Man hat mir von Abmachungen, von unter-
schriebenen Urkunden erzählt, welche geeignet wären, dieses Resultat im Vor-
hinein ziffermäßig festzustellen. Allein, meine Herren, ich kann, ich vermag
so etwas nicht zu glauben. Ich halte es nicht für möglich, daß so etwas
geschehen ist. Denn, meine Herren, wir sind nicht hier, um uns im Vor-
hinein vollständig binden zu lassen, wir sind hier, um nach freier, aus den
Verhandlungen gewonnener Ueberzeugung unsere Vota abzugeben. Wenn
das wahr wäre, was man mir gesagt, dann wären allerdings die Reden, die
in den letzten Tagen gehalten worden sind und die vielleicht noch in einer
Reihe von Tagen gehalten werden, leere Schaustücke, für welche es wirk-
lich nicht der Mühe lohnte, so große Zeit aufzubieten. Allein ich spreche
meine feste Ueberzeugung aus, daß dem nicht so sein kann. Wenn ich die
Meinung hätte, lediglich eine oratorische Uebung vor Ihnen zu machen oder
einfach mein Votum vor Ihnen zu rechtfertigen — glauben Sie, ich würde
es nicht der Mühe werth halten, Sie auch nur fünf Minuten aufzuhalten!
Aber, meine Herren, es ist etwas Anderes nothwendig, es ist absolut noth-
wendig, die Gründe wegzuräumen, welche Ihnen gegen Annahme der Ver-
träge vorgebracht werden, und die Gründe, und wenn es auch wiederholt und
immer wiederholt geschieht, vorzuführen, welche für diese Annahme sprechen
und welche uns nach meiner festen Ueberzeugung zu dieser Annahme zwin-
gen. Ich weiß nicht, meine Herren, ob es mir im Laufe meiner Ausein-
andersetzungen gelingen wird, in dieser Beziehung die Ueberzeugung auch nur
eines einzigen Mitgliedes dieses hohen Hauses zu erschüttern; aber ich gebe
mich wenigstens der Hoffnung hin, daß das möglich sein wird. Wenn ich
diese Hoffnung nicht hätte, würde ich schweigen. Ein Punkt ist es, der im
Laufe der Debatten von verschiedenen Rednern aufgegriffen und wieder auf-
gegriffen und auf die verschiedenartigste Weise behandelt worden ist und der
mir wie wenige den Kernpunkt jener Gründe zu bilden scheint, — ganz ab-
gesehen von den hochpolitischen Erwägungen des Herrn Referenten — welche
gegen die Annahme der Verträge vorgebracht worden sind: es ist das —
mir fällt kein besserer Ausdruck dafür ein, obwohl der Herr Referent ihn
perhorrescirt hat — es ist die Frage über den „eisernen Militär-
etat“". Beim Anhören der Debatten dieses hohen Hauses über diesen Punkt
ist mir ein Gedanke ich kann sagen geradezu unerträglich geworden — das
ist der Gedanke, daß das Votum auch nur eines einzigen Mitgliedes durch
einen Rechtsirrthum reranlaßt sein könnte. Nach meiner vollen Ueber-
zeugung, einer Ueberzeugung, die ich durch langes Studium der einschlägigen
Gesetzesbestimmungen gewonnen habe, stehen das Minoritätsgutachten, die
Ausführungen, welche Herr Dr. Margq. Barth zu demselben gemacht hat,
und die Auseinandersetzungen des Herrn Dr. Völk auf dem vollständig
richtigen Standpunkte, sie legen diesen Artikel so aus, wie er ausgelegt wer-