Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Stauffenberg. 729 
lichste Grund dieses Fallens des Consums sei. Er sagt uns, der Consum 
ist gefallen, und daraus schließt er, daß der Nationalwohlstand, der Wohl- 
stand des Einzelnen gefallen sei, der Einzelne habe weniger consumirt. 
Allein, meine Herren, wenn ich hier die vergleichende Uebersicht der Zollsätze 
für die wichtigsten Artikel von 1787 bis in die neneste Zeit einsehe, so finde 
ich z. B., daß der braune brittische Zucker, d. h. gerade jene Zuckerart, welche 
in England von den ärmeren Klassen hervorragend consumirt wird, daß der 
braune brittische Zucker im Jahre 1798 einen Zoll von 1 Schilling 10 Pen- 
ces, im Jahre 1816 1 K st. 5 Schilling, im Jahre 1823·25 2 TL st. be- 
zahlt hat. Und wenn ich eine weitere Ziffer nehme, welche der Herr Abge- 
ordnete Kolb über den Theeconsum angibt, indem er sagte, daß im Jahre 
1801 per Kopf 1 Pfund und 8 Unzen verbraucht wurden, und 14 Jahre 
später 1 Pfund und 6 Unzen, so hat er unterlassen, uns mitzutheilen, daß 
der Theezoll, der im Jahre 1801 noch 20—25 Prozent ad valorem betrug, 
im Jahre 1806 anf 96 Prozent, im Jahre 1819 bis 100 Prozent ad valorem 
betrug, im Jahre 1834 auf 1 Schilling 6 Pences bis 3 Schilling per Pfund 
erhöht wurde, so daß gerade die von den niedern Klassen consumirten Thee- 
sorten mehr als den Verkaufswerth des Thecs an ZJoll getragen haben, und 
daß erst in den letzten Jahren, in den 1867er Jahren derselbe wieder herab- 
gesetzt worden ist. Meine Herren, wenn man statistische Ziffern mittheilt, 
und ans diesen Folgerungen zieht, so sollte man auch das gesammte Material 
mittheilen, um richtige Folgerungen zu ermöglichen; das scheint mir zweifel- 
los: wenn der Zollsatz, die Stener auf einen Gegenstand, der dem täglichen 
Verzehre angehört, so außerordentlich steigt, daß anch der Consum dieses 
Gegenstandes dann nothwendiger Weise gerade bei den ärmeren Volkeklassen 
fallen mußte. Allein aus den Ziffern, die hier mitgetheilt sind, ist dieser 
richtige Schluß nicht zu ziehen, sondern es liegt die Gefahr wenigstens nahe, 
daß ein ganz falscher Schluß aus denselben gezogen wird. Num, meine Her- 
ren, hat Herr Kolb berechnet, daß wir möglicher Weise eine Stenervermeh- 
mumg von 145 Prozent und einen ganz genauen Bruchtheil durch den Eintritt 
in den Norddeutschen Bund haben würden. Ich hätle gewünscht, daß er 
seine betreffende Aufstellmg in dieser Richtung etwas mehr auseinander ge- 
halten hätte, denn so wie sie jetzt gemacht ist, kann sie nicht um zu Miß- 
verständnissen Anlaß geben, sondern hat auch schon zu einer großen Reihe 
ron Mißverständnissen Anlaß gegeben, und ist auch bereits in der Presse 
tendenziös in dieser Richtung ausgebeutet worden. Herr Kolb sagt, die 
Steuervermehrumg beträgt 146.F# Prozent: er hat in seiner Detailrechnung 
ausgeschieden was die Ausgabevermebrung durch den Eintritt in den Nord- 
deutschen Bund ist, und jene, die außerdem eintreten wird. Das, was anfer- 
dem eintritt, beträgt nach der letzten Zusammenstellung 80 Prozent. Die- 
senigen, welche diese Ziffer nicht statistisch, sondern agitatorisch verwenden, 
bekümmern sich sehr wenig um die Detailberechnung des Herrn Kolb, son- 
dern sagen: Wenn Ihr in den Norddeutschen Bund eintretet, zahlt Ihr 146
	        
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