Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

730 Baiern Kammer der Abgeordneten. 
Prozent, d. h. — wie Herr Kolb es auch gethan hat, um das argumentum 
ad hominem zu machen —: Ihr habt bisher einen Gulden bezahlt, künftig 
zahlt Ihr so viel Gulden mehr und dann kann Jeder in seinen Sack oder 
vielmehr aus seinem Sack die Rechnung machen, und es wird nun so arzu- 
mentirt: Wenn wir nicht in den Norddeutschen Bund eintreten, brauchen wir 
dies nicht zu zahlen. Von den 80 Prozent, die ohnedem kommen würden 
nach der Rechnung des Herrm Kolb, daren spricht Niemand bei der 
Agitation, sie werden mit einem gewissen mysteriösen Stillschweigen beban- 
delt, und verschwinden in der mehr agitatorischen als statistischen Rechnung 
vollständig. Ich habe nun, meine Herren, ein Blatt bekommen — ich würde 
Sie nicht damit aufhalten, wenn nicht dieses Blatt — es ist das baierische 
Volksblatt von Stadtamhof — wenn nicht dieses Blatt, in welchem die Be- 
rechnung steht, ausdrücklich die Bemerkung machte, daß ihm diese Berechnung 
durch Mittheilung eines Abgeordneten aus München zugekommen sei. Nun, 
meinc Herren, wenn ich diese Berechnung durchgehe, so sehe ich, wie neth- 
wendig es ist, über die einfachsten und klarsten Punkte dieser Verhältnisse 
noch ausführlich zu sprechen. Dein erstens kann ich nicht annehmen, daß 
das Blatt seine Leser angelogen hat, daß ihm diese Mittheilung nich t r#n# 
einem Abgeordneten zugekommen wäre, andererseits kann ich noch viel weni- 
Jer annehmen, daß dieser Herr Abgeordnete die Leser dieses Blattes hinters 
Licht führen wollte mit dieser Berechnung; das verbietet mir der Respekt vor 
den Mitgliedern dieses Hauses. Ich kann daher nur annehmen, daß dieser 
Herr Abgeordnete sich in einem faktischen Irrthum befindet, und ich führ 
nun seine Ziffern an, um ihm Gelegenheit zu geben, sich zu belehren. Der 
sehr verehrte Herr Abgeordnete sagt unter Anderm — er legt die nähere Be- 
rechnung des Herrn Kolb nicht zu Grunde, sondern macht eine ganz eigene: 
„Ebeuso hat es — (das Ministerium) — von den Mehrausgaben auf 
Festungen keine Erwähnung gethan, während doch Baiern an außerordent- 
lichen Festungsanlagen mitbezahlen muß und ebenso an dem Bau etwa noth- 
wendig werdender Festungen in Baiern.“ Diese schlägt der Herr Abgeord- 
nete auf 1 Million jährlich an und fügt hinzu, daß das. noch viel zu ge- 
ring sei; er sagt uns ferner bezüglich der Bundesanlehen, — und da 
bringe ich gleich den Beweis, wie sehr die etwas vagen Anführungen des 
Herrn Abgeordneten Kolb zu Mißrerständnissen Anlaß geben, — er glaube 
nicht blos, daß es möglich sei, daß wir an 175 Millionen mitzahlen müs- 
sen, sondern nimmt es gleich für gewiß an, und rechnet sie in seine Rech- 
nung ein. (Heiterkeit.) Er sagt: „Es ist für die Verzinsung des bereitt 
bestehenden Bundcsanlehens zu 753 und 100 Millionen Thaler nichts 
in Anfatz gebracht. Baiern wird davon mindestens 11 Millionen Gulden 
zu bezahlen haben.“ Sie sehen, wenn die Steuererhöhungen wirklich so 
wohlfeil wären, als sie dem Herrn Abgeordneten scheinen — sie kosten ihm 
materiell nichts — so gingen sie in's Unglaubliche. Damit ist aber der 
Herr Abgeordnete des Volksblattes noch nicht einmal fertig, sondern hat noch
	        
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