Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

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mich nicht in erster Reihe auf anonyme Vriefe berufen; ich würde sie 
wenigstens in die zweite Linie stellen. Man hat uns wiederholt davor ge- 
warnt, wir sollen es nicht durch Annahme der Verträge möglich machen, daß 
der GEinheitsstaat herbeigeführt werde. Meine Herren! Ich glaube sagen 
zu dürfen, daß die Furcht vor dem Einheitsstaate uns demselben schon ein 
wenig näher gebracht hat, als es eigentlich nothwendig war, und ich glaube 
sagen zu dürfen, daß die Ablehnung der Verträge uns dem Einheitsstaate 
nicht nur um mehr näher bringen werde als nothwendig ist, sondern 
sogar um mehr als gut ist. Soviel Einheit als man brauchte, um über- 
baupt von einem deutschen Staate reden zu können, mußte geschaffen 
werden. Ich glaube, daß das in dieser Beziehung Nothwendige durch die 
vorliegenden Verträge geschehen ist. Man hätte vielleicht ein bischen 
weniger bieten lönnen, ohne hinter der Grenze des absolut Nothwendigen 
zurückzubleiben, viel weniger konnte man nicht bieten, wenn man überhaupt 
haben wollte, daß man in Zukunft von einem deutschen Staate sollte sprechen 
können. Ich für meine Person war auch stets bereit und bin es noch, jene 
Opfer zu bringen, die hiezu nothwendig sind, ich wünsche aber sehr, daß 
man durch rechtzeitige Gewähriung des Nothwendigen es verhindere, 
sräter mehr geben zu müssen. Wenn Sie, meine Herren, den Verträgen 
Ihre Zustimmung versagen, so mag vielleicht der Herr Abgeordnete Krätzer 
den Trost haben, daß bald einem Mangel abgeholfen wird, den er in der 
Bundesverfassung findet, nämlich dem Mangel verantwortlicher Bundesminister: 
wenn die Verträge abgelehnt werden, so wird die Entwicklung voraussichtlich 
einen solchen Gung nehmen, daß wir verantwortliche Reichsminister, d. i. ein 
stramm centralisirtes Reich bekommen! Der Herr Abgeordnete lsr. Ruland 
hat schwere Bedenken ausgesprochen gegen die Institution des Erbkaiserthums, 
die bekanntlich auf Auregung Seiner Majestät des Königs von 
Baiern nach Abschluß der Versailler Verträge geschaffen worden ist. Ich 
weiß nichz), welcher von den Herren Rednern vor mir gesagt hat, daß er keinen 
entscheidenden Werth darauf lege, ob das Reichsoberhaupt diesen oder jenen 
Titel führe. Mir geht es ebenso. Aber ich muß doch dem Herrn Dr. Ruland 
bemerken, daß die Gründe, welche er gegen die Räthlichkeit eines Erb- 
kaiserthums vorgebracht hat, eben so stark gegen die Räthlichkeit jeder 
Erbmonarchie sprechen würden, und daß das, was Herr Ior. Ruland 
gegen die nene deutsche Reichsrerfassung überhaupt gesprochen hat, in der 
letzten Konsequenz zur Wiederherstellung des sonveränen Hochstiftes Würzburg 
führen müßte. (Heiterkeit.) Meine Herren! Als die Zahl der Gründe, 
welche noch etwas Greifbares enthielten, erschöpft war, kam man in das Ge- 
biet der geschichtlichen Vorlesungen und der Prophezeiungen. In dieser Be- 
ziehung hat namentlich Herr Abgeordneter Greil uns sehr viel zu hören ge- 
geben. (Er hat sich nicht weiter eingelassen auf die Artikel 5 und 62 der 
Verfassung; er ließ sich auch nicht ein auf die Aenderungen, welche das Jahr 
1870 herbeiführte, und welche doch auch einigermaßen berücksichtigt werden 
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