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Stellung, wie sie seit dem Kaiser Rothbart ein deutscher Kaiser nicht ge-
habt hat, und dieser doch auch nur, wenn sein Schwert gerade siegreich war,
— bvertragsmäßig und allgemein anerkannt, nicht. Also unterschätzen wir
dies nicht und drängen Sie nicht so auf neue Etappen; genießen Sie doch
einen Augenblick froh, was Ihnen beschieden, und begehren Sie nicht, was
Sie nicht haben! (Sehr gut! Große anhaltende Heiterkeit.))
Am Schlusse der umfangreichen Debatte erklärte Lasker: auf Grund
mehrerer Motive, u. a. auch, weil seitens des Bundeskanzlers dies Ver-
trauens= und Mißtrauensfrage — wenigstens impliciet — gestellt worden
war, seinen Antrag vollständig zurückzuziehen. Hierdurch kam sodann auch
der von Frhr. v. Blancken burg gestellt gewesene Unterantrag auf Weg-
lassung des zweiten Theils des Antrags,“) und der von v. Kardorff
während der Debatte gestellte“"“) in Wegfall kamen. )
Beisatz
zu Seite 803.
Am Montag 17. Januar 1870 hatte Se. Majestät der König von
Baiern die Session des im Jahre 1869 neugewählten Landtags mit einer
“) St. B. S. 68.
*#) Drucks. Nr. 21.
““%) St. B. S. 76 l. g. u.
St. B. S. 77 l. g. o. Derselbe war dahin gegangen, den zweiten Theil des
Antrags dahin zu fassen:
„und erkennt in diesen Bestrebungen mit freudiger Genugthnung den stetigen
und unaufhaltsamen Fortschritt der staatlichen Einigung des gesammten Deutsch-
lands“.
Im Verlaufe der vorerwähnten Debatte hatte Bundeskanzler Graf Bismarck
in der nämlichen Rede, aus welcher wir oben den einen Passus wiedergegeben haben,
auch folgende zur Anführung in der Rede des balerischen Kriegsministers Frhr. von
Prankh (S. 782) zu vergleichenden Worte gesprochen (St. B. S. 66 r. g. u.):
.Wenn man den Beitritt Badens in den Norddeutschen Bund wöünscht, so kann
doch unmöglich Einer von uns dies als ein Defin tivum, als einen definitiven Ad-
schluß der Deutschen Frage betrachten wollen, sonderu wir werden darüber einig
seien. daß es nur das Mittel sein kann, für das gesammte Deutschland zwischen
Norddeutschland und dem gesammten Süden Deutschlands diejenige engere Verbindung
herbeizuführen, die wir alle erstreben, mag es seln in welcher Form es will, und die
ich dahin definiren möchte, daß wir die jatimsten gemeinsamen Institutionen, über die
wir uns beiderseitig in voller Freiwillligkeit einigen können, herbeiführen — aber in
voller Freiwilligk eit, ohne Drohung, ohne Presston, ohne Druck! Der verstimmte,
gezwungene Baler oder Würtemberger in der engsten Genossenschaft kann mir nichts
belfen, und ich würde immer vorziehen, noch ein Menschenalter zu warten als Zwang
nach der Richtung hin zu üben.“