Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

856 Belsaͤtze. 
Stellung, wie sie seit dem Kaiser Rothbart ein deutscher Kaiser nicht ge- 
habt hat, und dieser doch auch nur, wenn sein Schwert gerade siegreich war, 
— bvertragsmäßig und allgemein anerkannt, nicht. Also unterschätzen wir 
dies nicht und drängen Sie nicht so auf neue Etappen; genießen Sie doch 
einen Augenblick froh, was Ihnen beschieden, und begehren Sie nicht, was 
Sie nicht haben! (Sehr gut! Große anhaltende Heiterkeit.)) 
Am Schlusse der umfangreichen Debatte erklärte Lasker: auf Grund 
mehrerer Motive, u. a. auch, weil seitens des Bundeskanzlers dies Ver- 
trauens= und Mißtrauensfrage — wenigstens impliciet — gestellt worden 
war, seinen Antrag vollständig zurückzuziehen. Hierdurch kam sodann auch 
der von Frhr. v. Blancken burg gestellt gewesene Unterantrag auf Weg- 
lassung des zweiten Theils des Antrags,“) und der von v. Kardorff 
während der Debatte gestellte“"“) in Wegfall kamen. ) 
Beisatz 
zu Seite 803. 
Am Montag 17. Januar 1870 hatte Se. Majestät der König von 
Baiern die Session des im Jahre 1869 neugewählten Landtags mit einer 
  
“) St. B. S. 68. 
*#) Drucks. Nr. 21. 
““%) St. B. S. 76 l. g. u. 
St. B. S. 77 l. g. o. Derselbe war dahin gegangen, den zweiten Theil des 
Antrags dahin zu fassen: 
„und erkennt in diesen Bestrebungen mit freudiger Genugthnung den stetigen 
und unaufhaltsamen Fortschritt der staatlichen Einigung des gesammten Deutsch- 
lands“. 
Im Verlaufe der vorerwähnten Debatte hatte Bundeskanzler Graf Bismarck 
in der nämlichen Rede, aus welcher wir oben den einen Passus wiedergegeben haben, 
auch folgende zur Anführung in der Rede des balerischen Kriegsministers Frhr. von 
Prankh (S. 782) zu vergleichenden Worte gesprochen (St. B. S. 66 r. g. u.): 
.Wenn man den Beitritt Badens in den Norddeutschen Bund wöünscht, so kann 
doch unmöglich Einer von uns dies als ein Defin tivum, als einen definitiven Ad- 
schluß der Deutschen Frage betrachten wollen, sonderu wir werden darüber einig 
seien. daß es nur das Mittel sein kann, für das gesammte Deutschland zwischen 
Norddeutschland und dem gesammten Süden Deutschlands diejenige engere Verbindung 
herbeizuführen, die wir alle erstreben, mag es seln in welcher Form es will, und die 
ich dahin definiren möchte, daß wir die jatimsten gemeinsamen Institutionen, über die 
wir uns beiderseitig in voller Freiwillligkeit einigen können, herbeiführen — aber in 
voller Freiwilligk eit, ohne Drohung, ohne Presston, ohne Druck! Der verstimmte, 
gezwungene Baler oder Würtemberger in der engsten Genossenschaft kann mir nichts 
belfen, und ich würde immer vorziehen, noch ein Menschenalter zu warten als Zwang 
nach der Richtung hin zu üben.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.