Full text: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer Bearbeitung. Dritter Band. (3)

150 Georg Cohn. 
der schon 46 Jahre zuvor für die Wechselrechtseinheit literarisch eingetreten war 1; Referenten 
des Hauptausschusses waren Lyon-Caen und Simons. 
Aus den Beratungen der 1. Haager Konferenz gingen ein „Vorentwurf eines einheit- 
lichen Gesetzes über den gezogenen und den eigenen Wechsel“ in 88 Artikeln und außerdem ein 
„Vorentwurf eines Abkommens zur Vereinheitlichung des Wechselrechts“ in 26 Artikeln hervor ?. 
Ein Hauptstreitpunkt ist die Frage, ob die Bestimmungen über die Deckung nach deutschem 
Vorbild vom Wechselrecht ganz auszuscheiden oder, wie im Coce de comm., in die Wechselordnung 
aufzunehmen sind. Daneben bestehen erhebliche Gegensätze 3 bezüglich des Einflusses der höheren 
Gewalt auf den Ablauf der Fristen, bezüglich der formellen Erfordernisse des Wechsels, der 
Akzeptabilität, des Regresses mangels Annahme, der Notifikation u. a. m. 
§ 4. Literatur. 
1. Wohl der erste, der sich mit dem Wechsel eingehend, und zwar um des Wuchewerdachts 
willen, beschäftigte, war der Kanonist Kaspar Calderinus (um 1380)", dem aus gleichem 
Grunde eine lange Reihe von Theologen folgt, aus denen besonders Kardinal Cajetanus 
(Thomas de Vio) mit seinem Traktat de cambüs 5 (1499) hervorragt. 
Die weltliche Literatur beginnt im 14. Jahrhundert mit dem Gutachten des Postglossatars 
Baldus, dessen consilium 1 348 als ein wirkliches Kompendium des damaligen Wechselrechts 
bezeichnet wirds, *ft, und seines Schülers Romanus. 
2. Eine wiclich wissenschaftliche Behandlung erfährt das Wechseloecht erst im 17. Jahr- 
hundert durch die beiden Genueser Sigism. Scaccia, Tract. de com. et cambio, 1618, 
und Raphael de Turri, Tract. de cambüs, 1641. Beibe berücksichtigen noch das kanonische 
Zinsverbot; beide zitieren als hohe Autorität die Entscheidungen der Rota Genuae aus dem 
16. Jahrhundert. 
Zu großem Ansehen gelangte das (auf Grund praktischer Erfahrungen in einem Amster- 
damer Bankhause) 1677 veröffentlichte, mehrfach übersetzte und fortgesetzte Werk des Buch- 
halters Phoonsen: „Wissel-Styl tot Amsterdam“, das neben einer systematischen Dar- 
stellung des Wechselrechts den Kaufleuten nützliche Ratschläge in Wechselsachen gibt und von 
Isac Le Long fortgesetzt worden ist. Ziemlich zu derselben Zeit geht die literarische Führung 
von den Italienern auf die Franzosen über, insbesondere auf Jacques Savary, den Haupt- 
rvedakteur der Ordonnance du commerce, dessen Gutachten und dessen Werk: „Le parfait 
négociant“, 1675, weit über Frankreich hinaus Geltung fanden, sowie auf Jacques d u Pluy 
1i Asser, De la lettre de change, Bruxelles 186ä. Vgl. auch Revue de dr. intern. et de 
Iég. comp. 11 (ieso) p. 8# u. Assers u. v an Nierops Gutachten für die Niederl. Juristen- 
vereinigung 1880 (Pappenheim a. O., S. 511 N. 3). 
* Abgedruckt und erörtert von Wi eln b in Z. f. HR. bg S. 345 ff. u. Simons in DJ#. 
XV Nr. 22 Bgl. auch Sacer doti, Projetto prelim. in Atti del R. Istit. Veneto d. scienze 
etc., Tom. ?* bert. 2 p. 843 ff., Schuster, Der Haager Entw. v. englischen Standpunkt im 
Bank-Arch. X ¾. 1 g. Bu:zzati in Rerus de eer intern. pr. 1910 p. 493, v. Flotow im 
Bank-Arch. X . Adler im HWB. S — Die amitlichen Protokolle der ersten 
Haager #e *43 in zwei Foliobänden —— bzw. Actes) (Haag 1910) publiziert. 
Die Resultate der zweiten Konferenz (1912) waren bei Abschluß dieser Damellung noch nicht 
ur sGerostenklichung bestimmt. Die Zitate Hg. I beziehen sich auf die Beschlüsse der ersten 
onferenz 
Trumpler S. 19 ff. gellt 38 38 Paupthifferensunkte zusammen; vgl. übrigens auch schon 
Grünhut I S. 261 N. 12 a. E., ler im Bull. de la Soc. de lég. comp. 29, 1900, S. 800; 
Sacer doti in Dir. comm. 20, 1# Meilia. a. O. S. 314 u. 321 und meine Beiträge z. 
einheitl. Wechselrecht S. 38 ff. 
Er starb 1399, nicht 1309, wie Endemann, Studien I S. 121, annimmt; vgl. Biener, 
Wechselrechtliche Abhandlungen S. 58 u. 80 N. 2. — Über Rolandinus, Durantis u. Pegoletti 
vgl. Kunvze in Endemanns Handb. des HR. IV S. 18 u. 48. 
"s In Tractatus tractatuum universi juris VI.— Über den Franziskanermönch Luca Pacioli 
und seinen Traktat de cambüss vgl. Golbdschmidt 1 S. 246 N. 36, sowie die beiden Schriften 
Jägers 1878 u. 1895. 
*Freundt, Vorwort S. IV. Vgl. auch Goldschmidt 1 S. 444 N. 135, S. 446 N. 142 
u. (über consilium Kr. 190) S. 443 N. 131, sowie in Z. f. HR. 41 S. 127 ff.
	        
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