Full text: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer Bearbeitung. Vierter Band. (4)

Soziales Versicherungsrecht. 517 
4. Eigentliche Staatsverträge über soziale Versicherungen hat das Deutsche Reich 
bis jetzt abgeschlossen mit Luxemburg (Vertrag vom 2. September 1905, Rl. 1905 
(S. 753, mit den Niederlanden (Vertrag vom 27. August 1907, Rl. 1907 S. 763), 
mit Belgien (Vertrag vom 6. Juli 1912, Rl. 1913 S. 23) und mit Italien (Vertrag 
vom 31. Juli 1912, Rl. 1913 S. 171 ff.) 1. Verhandlungen wegen des Abschlusses weiterer 
Abkommen schweben zwischen dem Deutschen Reiche und Osterreich= Ungarn. Diese 
Staatsverträge regeln namentlich die versicherungsrechtlichen Beziehungen der aus dem Ge- 
biete des einen Staates in das Gebiet des anderen Staates übergreifenden Betriebe, 
insbesondere der Beförderungsbetriebe (Eisenbahnen, Schiffahrt) und auswärtiger Montagen 
inländischer Unternehmungen; ferner regeln sie das Verhältnis zwischen dem privatrecht- 
lichen Schadensersatz= und Haftpflichtrecht und der sozialen Versicherung 
bei Anwendung der Rechte der verschiedenen Staaten; sie enthalten ferner Bestimmungen über 
gegenseitigen Beistand und Rechtshilfe bei Durchführung der sozialen Versicherung 
in den verschiedenen Staaten, Befreiungen von Stempel und Kosten, Erleichte- 
rungen bei Auszahlung im Auslande, und anderes mehr 2. 
5. Die Reichs ersicherungsordnung hat die Möglichkeit, Staatsabkommen 
auf dem Gebiete der sozialen Versicherung abzuschließen, wesentlich erleichtert. Die hierher 
gehörigen Vorschriften (§5 157, 158) lauten: 
*157. „Soweit andere Staaten eine der Reichsversicherung entsprechende Für- 
sorge durchgeführt haben, kann der Reichskanzler mit Zustimmung des Bundesrats unter 
Wahrung der Gegenseitigkeit vereinbaren, in welchem Umfang für Betriebe, 
die aus dem Gebiete des einen Staates in das des anderen übergreifen, sowie für Versicherte 
die zeitweise im Gebiete des anderen Staates beschäftigt werden, die Fürsorge nach der 
Reichsversicherungsordnung oder nach den Fürsorgevorschriften des anderen Staates ge- 
regelt werden soll 5. 
Auf gleichem Wege kann beientsprechender Gegenleistung die Versicherung 
von Angehörigen eines ausländischen Staates abweichend von den Vorschriften dieses Ge- 
Deutschen Reiche und Jtalien vom 6. Dezember 1891, vom 3. Dezember 1904 (RBl. 1905 
S. 418); Art. 2 des Handels= und Schiffahrtsvertrags zwischen dem Deutschen Reiche und 
Schweden vom 8. Mai 1906 (Rl. 1906 S. 739). 
Vorschriften gleicher Art finden sich auch in neueren Handelsverträgen, die zwischen anderen 
Staaten abgeschlossen sind, z. B. in dem Handelsvertrag zwischen der Schweiz und Italien 
vom 13. Juli 1904 (Amtl. Sammlung der Bundesgesetze der schweizerischen Eidgenossenschaft, 
Neue Folge, XXI — 1905 — S. 189, Ital. Bolletino di gGpeleione e Statistica Doganale e Com- 
merziale Anno XXlII, I. Teil, 1905, S. 104); zwischen! sterreich= Ungarn und Italien 
vom 11. Februar 1906 (vgl. Handelsarchiv 1906 I 661). 
1 Dieses Abkommen bezieht sich auf die Unfallversicherung und auf die Invaliden= und Hinter- 
bliebenenversicherung. 
Auch außerdeutsche Staaten haben ebenfalls bereits Verträge auf dem Gebiete 
der sozialen Versicherung miteinander geschlossen. — So z. B. Frankreich und Italien, 
Vertrag vom 15. April 1904 (Bulletin de Office du Travai, Paris XI Nr. 6, Juni 1904, S. 518 ff., 
Bolletino dell’ Ufficio del lavoro, Rom 1904, vol. 1 Nr. 3 S. 317): Belgien und Lu xremburg, 
Vertrag vom 15. April 1905 (Bulletin de boffice du Travail, isös, S. 714, Memorial des Groß- 
herzogtums Luxemburg vom 31. Oktober 1905, S. 937); Frankreich und Belgien, Ver- 
trag vom 21. Februar 1906 (Bulletin de Fffice du Travail, 1906, S. 718, Moniteur Belge vom 
14. Juni 1906, Nr. 165); Frankreich und Italien, Vertra vom 6. uni 1906 (Bulletin 
de POffice du rravaii, 1807, S. 351, Gazetta ufficiale del regno d' Italia, 1907, Nr. 182, S. 4760 /2); 
Frankreich und n uxemburg,, Vertrag vom 27. Juni 1906 (Bulletin de TOffice du Travail, 
1907, S. 350, Memorial des Gro herzogtums Luxemburg vom 15. November 1906, Nr. 69, 
S. # Großbritannien und Schweden, Vertrag nach Schwedischer "0. vom 
18. Juni isoo (The Board of Trade Labour Gazette, 1909, S. 320)) Großbritannien und 
Frankreich, Vertrag vom 3. Juli 1909 (The Board of Frade Labour Gazette, 1909, S. 332, 
Bulletin des Internationalen Arbeitsamts, Bd. VIII — 1909 — S. 273); Jtalien und Un- 
L " n6 Vgtras vom 19. September 1909 (Bulletin des Internationalen Arbeitsamts, Bd. IX, 
1 
Die Vorschrift des 3 157 Abs. 1 hat eine doppelte Voraussetzung. Einmal wird gefordert, 
daß der außerdeutsche Staat eine der dluseherineepee oor d. i. gleichartige Für- 
sorge für sein Gebiet aufweisen kann: sodann wird weiter verlangt, daß bei Abschluß des Ver- 
trages die Gegenseitigkeit gewahrt wird.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.