Kirchenrecht. 291
Von den Sammlungen, die bald (eine solche schon im Gebrauch der Synode von Chalcedon)
dafür angelegt werden 1, hat durchschlagenden Erfolg die um 500 in Rom von dem skythischen
Mönch Dionysius Exiguus verfaßte, der eine eigene UÜbersetzung der Apostelkanones und der
griechischen Synodalbeschlüsse zugrunde liegt 2.
Bruns, Canones apostolorum et conciliorum saec. IV—VII, 2 Bde., 1839; Lauchert,
Die Kanones der wichtigsten altchristlichen Konzilien nebst den apostolisc en Kanones, 1896;
Turner, Ecclesiae occidentalis monumenta antiquissima I 1, 2, 2 a, II 1, 2 1899—1913;
Duchesne, Le Concile d’Elvire et les flamines chrétiens, Mélanges Renier, 1887; Maassen,
Concilia aevi Merovingici in M. G. h., 1893; Kirsch, Encbiridion fontium historiae ecclesia-
sticae antiquae, 1910; Wasserschleben,, Die irische Kanonensammlung ', 1885; P. FOur-
nier, De Tinfluence de la collection irlandaise, N. r. h. XXIII, 1899, Le liber ex lege Moysi
et les tendances bibliques du droit canonique irlandais, Rev. celt. XXX, 1909; Bury, The
life of St. Patrick, 1905; Hellmann, Sedulius Scottus, Traubes Q. u. Unters. z. lat. Phil.
1 1, 1906; Guenther, Epistulae imperatorum, pontificum etc. Avellana quae dicitur col-
lectio, Corpus script. eccles. lat. Vindob. XXXV, 1895—98.
Seit Siricius ? gewinnen die Erlasse (decretales scil. epistolae, constituta) der römischen
Bischöfe (z. B. Innozenz I., 401—417, Leo 1., 440—461, Gelasius I., 492—496, Gregor I.,
590—604) für das Abendland" allgemeine Bedeutung, so daß Dionysius auch sie (bis Anasta-
sius II., 7 498, die Isidoriana bis Gregor I.) sammelt, wodurch die Konkurrenz des päpstlichen
mit dem synodalen Gesetzgebungsrecht zum Ausdruck gelangt.
Coustant, Epistolae Romanorum pontificum I (bis 440), 1721; Thiel, Epistolase
Romanorum pontificum I, 1868; Ewaldet Hartmann, Registrum Gregorüt I. in M. G. h.
Epist., 1891—99.
Die vereinigte Konzilien= und Dekretalensammlung des Dionys (Dionxsiana) erfreut
sich bald im ganzen Abendland des größten Ansehens; eine gallische (zuerst veröffentlicht von
Quesnel 1675) vermag gegen die römische nicht aufzukommen.
8 11. Die Territorialbildung.
Ein unverkennbarer Zusammenhang besteht zwischen der Gliederung des römischen Welt-
reichs und der sich nunmehr vollziehenden oder vollendenden lirchlichen Territorialbildung.
Lübeck, zeicheeint#lung und kirchliche Hierarchie des Orients bis zum Ausgange des
4. Jahrhunderts, Kg. St. 1901.
1. Die —*). Das Christentum ist zunächst und jahrhundertelang durchaus auf
die Städte (und ihre Ableger, die Landsitze städtischer Herren) beschränkt. In ihnen entstanden
die ersten Gemeinden und die bischöflichen Kirchen. Wohl begegnen während des 4. Jahr-
hunderts im Osten und in Afrika auch Landgemeinden, selbst mit Landbischöfen (copenlo#on#).
Aber sie unterliegen bald dem Stadtbischof, der das platte Land mit seinen Priestern und
Diakonen besetzt 5. Im europäischen Abendland kannte man es überhaupt nie anders. Die
eivitas beherrschte eben auch kirchlich das von ihr politisch abhängige territorium. Regelmäßig,
wenn auch nicht ausnahmslos, wird (in Gallien erst nach 450) jenes Bischofssitz, diese Diözese
— *
½# n Gallien im 6./6. Jahrhundert statuta ecclesiae antigus (Morin, R. bén. XXX,
1131 und dort. Zit.), in Afrika gegen 550 breviatio canonum Fulgentiü Ferrandi, in Spanien die
seit 572 offiziellen capitula Martins von Braga.
Daneben ist außer einer versio prisca namentlich die Hispana zu erwähnen, um 600 benutzt
für die gleich ihr fälschlich Isidor von Sevilla zugeschriebene spanische Sammlung.
Er erklärt 385: statuta sedis apostolicae vel canonum venerabilia definita nulli sacor-
dotum Domini ignorare sit lberum. Den ersten päpstlichen Erlaß, von dem wir wissen, hat aber
bereits sein Vorgänger Damasus in Gestalt der sog. canones ad Gallos erlassen; B abut La
plus ancienne décrétale, 1904.
* Im ÖOsten kommen schon vorher bischöfliche Sendschreiben vor.
* In Agypten hat sich der Epistopat an angs nur in Alexandria durchgesetzt. Auf dem
Lande standen die Dörfer bis zu zehn unter einem me#gbrepos. Das wurde erst allmählich
anders, als im 3. Jahrhundert die Gaumetropolen Stadtrecht erhielten. Über diese ägyptische
Fretbyerialbersassung Leipoldt, Schenute von Atripe, T. u. U. XXV, 1903; Schwartz,
Nachr. d. Gött. Ges. d. Wiss. 1905 S 182 f., Kaiser Constantin (s 7) S. 98 ff.; Lietzmann,
Zur altchristlichen VG. (5§ 3) S. 150 ff.
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