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hin völlig absorbiert (Jalob von Viterbo: die Kirche ist der Staat rar 365a#0##). Das kirch-
liche Gegenstück zu Karls des Großen Weltherrschaft ½ ist fertig, die Theokratie abgelöst durch
die Hierokratie.
Werminghoff, VBG. J 42; Sackur, Der Dictatus Papae und die Kanonensamm-
lung des Deusdedit, N. A. XVIII, 1893; Hirsch, Leben und Werke des Kardinals Deusdedit,
A. C k. Kr. LXXXV, 1905, Die rechtliche Stellung der römischen Kirche und des Papstes nach
Kardinal Deusdedit, A. f. k. Kr. LXXXVIII, 1908; Kulot, Die Zusammenstellung päpstlicher
Grundsätze (dictatus papae) im Register Gregors VII., Greifswalder phil. Diss., 1907; Peitz,
Das Originalregister Gregors VII., Wiener Ak. S. B., phil.-hist. Kl., CLXV., 1911; Blaul,
Studien zum Register Gregors VII., Arch. f. Urkundenforschung, IV, 1912; Caspar, Studien
zum Register Gregors VII., N. A. XXXVIII, 1913; Molitor, Die Dekretale Per venerabilem,
1876; Sägmüller, Die Idee von der Kirche als imperium romanum, Th. O. LIXXX, 1898;
Jensen, Der englische Peterspfennig und die Lehenssteuer aus England und Irland im Mittel-
alter, 1903; Dauzx, Le denier de Saint-Pierre, 1907.
Völlige Einigkeit herrschte kirchlicherseits über die praltischen Außerungen dieser päpst-
lichen Weltherrschaft, z. B. über das Recht des Papstes: 1. Fürsten, auch den Kaiser, ein- und
abzusetzen und von ihnen auch äußerliche Unterwürfigleit (Fußluß, Steigbügelhalten) zu ver-
langen; 2. über sie im Fall des Ungehorsams die Strafe der Entbindung der Untertanen vom
Treueid zu verhängen (1076 und 1080 gegen Heinrich IV., 1119 gegen Heinrich V., 1167 gegen
Friedrich I., 1245 gegen Friedrich II.);, 3. über die weltlichen Territorien, etwa durch Verleihung,
zu verfügen; 4. Gesetze zu geben und von der weltlichen Macht gegebene aufzuheben (1215
Verdammung der englischen Magna charta durch Innozenz 1II. Bulle Etsi carissimus); 5. über
Krieg und Frieden zu entscheiden; 6. Freie zu verknechten (Gregor XI. 1376 gegen die
Florentiner).
Hinschius, Kr. V K 261, 264: Werminghoff, BG. 5 22; Hauck, Deutschland
und die päpstliche Weltherrschaft, Leipziger Univ.-Progr., 1910, Kg. Deutschlands V 1, 1911;
v. Wretschko, Der Einfluß der fremden Rechte auf die deutsche Königswahl, 3.7 f. RBG. XX, 1899;
Kentenich, Der päpstliche Approbationsanspruch und die goldene Bulle, H. B. XI, 1908;
Zeumer, Die goldene Bulle Kaiser Karls IV., 2 Bde., Zeumers Q. u. St. II 1, 2, 1908;
Hugelmann, Die deutsche Königswahl im Corpus iuris canonici, Gierkes Unters. 98. H.,
1909; Stutz, Der Erzbischof von Mainz (oben # 24 S. 314 A. 1), Die rheinischen Erzbischöfe
und die deutsche Königswahl (5 24 S. 314 A. 1); Krammer, Das Kurfürftenkolleg von seinen
Anfängen bis zum Zusammenschluß im Renser Kurverein, Zeumers O. u. St. 1, 1913;
E. Michael, Walther von der Vogelweide und seine Sprüche gegen den Papst, Z. f. k. Th.
XXIX, 1905; Dresdener Bilderhandschrift des Ssp. (oben zu Abs. 2), Taf. 7 mit Beil. und dazu
W. Michgel, üÜber die Formen des unmittelbaren Verkehrs zwischen den deutschen Kaisern
und souveränen Fürsten im 10.—12. Jahrhundert, 1888. Über Rudolf von Habsburg und Gregor X.:
Zisterer, 1891, Otto, 1895; Redlich, Rudolf von Habsburg, 1903. Niemeier,
Untersuchungen über die Beziehungen Albrechts I. zu Bonifaz VIII., Eberings Hist. Stud. XIX,
1900; Renken, Hat König Albrecht I. dem Papste Bonifaz VIII. einen Lehenseid geleistet?
all. phil. Diss., 1909; Eichmann, Acht und Bann im Reichsrecht des Mittelalters, Görres-Ges.
Sekt. f. Rechts- u. Sozialw. 6. H., 1909, Kirchenbann und Königswahlrecht im Sachsenspiegel,
H. Ib. XXXI, 1910, Das Exkommunikationsprivileg des deutschen Kaisers im Mittelalter, Z.-
f. RG. I, 1911, Die Ordines der Kaiserkrönung 8. f. RG. II, 1912; Brosch, Bonifaz VII.
und die Republik Florenz, Z. f. Kg. XXV, 1904.
§ 29. Der päpstliche Primat.
Nur vom Yorker Anonymus (§5 28) als römische Anmaßung bestritten, wird jetzt der
päpstliche Primat im weitesten Umfang geltendes Recht. Der Papst (papa heißt seit Gregor VII.
nach gesetzlicher Vorschrift nur noch der römische Bischof) erscheint als der von Gott gesetzte Herr
auch der Kirche; in ihm verkörpert sie sich Hinsichtlich der Weihegewalt gelangt dies dadurch
1 Nicht zum mittelalterlichen Kaisertum, das trotz Universalität und enger Verbindung mit
der Kirche mehr die Verwirklichung nationaler Ideale erstrebte, wenn auch, dem echt mittelalter-
lichen Autoritätsbedürfnis entsprechend, zeitweise in Anlehnung an die antike Kaiseridee und
unter Benutzung antiker, mit dem Wiedererwachen des römischen Rechtes zusammenhängender
Titel und Wendungen.
„ Aegidius von Rom um 1285: papa qms potest dici ecelesia.