326 Ulrich Stutz.
eines allgemeinen Konzils erlangt und exöffnet den Reigen der mittelalterlichen ökumenischen
Synoden (zweites Laterankonzil: Innozenz II. 1139, drittes: Alexander III. 1179, viertes: Inno-
zenz 1II. 1215, erstes Lyoner: Innozenz IV. 1245, weiles Lyoner: Gregor X. iara, ersles von
Vienne: Klemens V. 1311), die eben nichts anderes als erweiterte Papalsynoden waren (wirklich
ölumenisch eigentlich nur Lyon II.). Nicht sowohl für die Entscheidung von Lehrstreitigkeiten
als für die Kreuzzugssache, die Unionsverhandlungen mit den Griechen und vor allem für die
Weiterbildung des kirchlichen Rechtes tätig, werden sie von den Päpsten berufen 13, und, unter
ihrem Vorsitz so tagend, daß Kardinäle und Bischöfe entscheidende, Abte und Prälaten bloß
beratende Stimme haben, erscheinen sie lediglich als durchaus abhängiger Senai der Päpsie,
wie denn auch ihre Beschlüsse als unter Beirat und Zustimmung der Synode erlassene päpstliche
Dekrete sich geben . Desgleichen haben die Legaten der Päpste zur Durchführung des von
ihren Auftraggebern gesetzten Rechtes in den einzelnen Ländem, besonders in Frankreich und
Burgund (in Deutschland um 1118 zu Köln und Fritzlar zur Bannung Heinrichs V.) während
des 11. und 12. Jahrhunderts Synoden abgehalten (Legatensynoden).
Hinschius, Kr. 1 & 31, III 563 170, 173—176, 185 f.; Werminghooff,, B6. 95n, 62;
auck, Die Rezeption und ündildung. der allgemeinen ESynode im Mittelalter, H. V. 1907;
übb erstedt! Die Stellung des deutschen Klerus auf päpstlichen Generalkonzilien von
Leo IX. bis Gregor VII., Greifswalder phil. Diss., 1911; Auer, Studien zu den Reformvor-
schristen für das zweite Lyoner Konzil, Freiburger phil. Diss. .. 1910; Luchaire, Innoccent III
et le zurtrieme concile de Latran, R. h. XCVII, XCVIII, 1908 und dazu Werner, N. N.
XXXI, 1906 S. 577 ff.; Norden, Das Papsttum und Byzanz (5/ 12 und dazu Haller, H. Z.
"0 180 0. 7 Frinzipien für eine Darstellung der krchlichen Unionsbestrebungen im Mittelalter,
Inhaltlich echelt die päpstliche Gesetzgebung, für die noch Gregor VII. die Kanones älterer
Konzilien in gewissem Sinn als Schranke hatte gelten lassen, die volle Freiheit durch die bald
siegreiche Lehre Gratians, den Papst binde nur das jus naturale, d. h. die Moralvorschriften
des alten und die göttlich geoffenbarten Rechtssätze des neuen Testaments s, und es verstehe
sich bei den Synodalkanones der Vorbehalt des päpstlichen Stuhls, also dessen Verfügungs-
befugnis von selbst (Gratians dictum nach c 16 C XXV 1: Sacrosancta Romana ecclesia ius
et auctoritatem sacris canonibus inpertit, sed non eis alligatur; babet enim ius condendi canones).
Von da war nur noch ein Schritt bis zur völligen Selbständigkeit päpstlicher Gesetzgebung.
Innozenz III. und Honorius III. vermittellen ihn, indem sie die Sammlungen ihrer Dekretalen
1210 und 1226 wenigstens zum Gebrauch in Unterricht und Rechtsprechung nach Bologna oder
an die Universitäten und Gerichte überhaupt sandten (III. und V. compilatio antiqua). Voll-
zogen hat ihn schließlich, als die Rezeption dieser Sammlungen ohne Schwierigkeit von Statten
ging, Gregor IX., dem Bonifaz VIII. und Klemens V. bzw. Johann XX II. gefolgt sind (& 26). So
sest stand jetzt die Befugnis des Papsttums, der Kirche in voller Unabhängigkeit das Recht zu
setzen, daß selbst die päpstlichen Kanzleiregeln als Quelle gemeinen Kirchenrechts (für Deutsch-
land freilich nur in einigen Punkten) betrachtet wurden, d. h. die Instruktionen für das päpst-
liche Regierungspersonal, die jeweilen nach einem Pontifikatswechsel ermeut und vermehrt,
schließlich aber unter Nikolaus V. aus einer Art edictum tralaticium zu einem perpetuum wurden.
Brie, Die Lehre vom Gewohnheitsrecht I, 1899; Erler, Der liber cancellarige aposto-
licae (1380), 1880; v. Ottenthal, Die päpstlichen Kanzleiregeln von Johann XX II. bis Niko-
laus V., 1888; Tangl, Die päpsilichen Kanzleiordnungen von 1200—1500, 1894; Förstemann,
Novae feonstitutignes audientiae von 1375, 1897; Wahrmund, Die consnetudines curine
Romanae, A. f. k. Kr. LXXIX, 1899; v. Hofmann, Zur Geschichte der päpstlichen Kanzlei,
vornehmlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Berliner phil. Diss., 1904; Meister,
Die Geheimschrift im Dienste der päpstlichen Kurie, 1906; Baumgarten, Das päpflliche Siegel-
amt, R.O. XXI, 1907, Von der apostolischen Kanzlei, Görres-Ges., Sekt. f. Rechts= u. Sozial-
wiss. 4. H., 1908 Beiträge zur Liste der Vizekanzler, R.. XXIIV, 1910; Jansen, Zum
päpstlichen urkunden- und Taxwesen, Festgabe f. Heigel, 1903; Schultze, Zum Taxwesen der
1 Friedrich I. macht 1160 als Nachfolger von Konstantin, Theodosius, Justinian, Karl dem
Großen und Otto dem Großen am Reich noch einen verunglackten Versuch zur Berufung einer
allgemeinen Synode.
Do consilio fratrum nostrorum et sacro approbante concilio decrevimus; in den Dekretalen-
sammlungen in der Form: Alexander III. in concilio Lateranensi.
lus naturase est, quod in lege et evangelio continetur, sagt Gratian im princ. von D. I.