408 Ulrich Stutz.
oberhaupt, in Gestalt einer vorgängigen staats- (eventuell kultus-) ministeriellen Erklärung
darüber, ob von Staats wegen etwas gegen noch nicht veröffentlichte kirchliche Gesetze zu
erinnern sei oder nicht, ein wirksames Präventivmittel gegeben.
Hauck, Studie über das placetum regium, 1889; Meurer, Der Modernisteneid und das
bayerische Plazet, 1911; Eichmann, Der recursus ab abusu (5 39, 2); Kahl, üÜber die
Temporaliensperre, 1876, Die deutschen Amortisationsgesetze, 1879; Meurer, Das bayerische
Amortisationsrecht und seine Reform (auch in den Bl. f. administr. Praxis), 1899; Geiger,
Die Neugestaltung der bayerischen Amortisationsvorschriften durch das BGB., A. f. k. Kr. LXXX,
1900; v. Borries, Die Erwerbsbeschränkungen der manus mortua in Preußen bis zur Durch-
führung des BG#B., Leipziger jur. Diss., 1904.
Dritter Titel.
Das katholische Kirchenrecht.
Außer den zu Tit. 1 aufgeführten Lehr- und Handbüchern behandeln das katholische Kirchen-
recht allein folgende, ausnahmslos von katholischen Verfassern herrührende Werke: Phillips,
Kirchenrecht I—II , III—VII und VIII 1 (von Vering) 1848—89; Silbernagl, Lehr-
buch des katholischen Kirchenrechts“, 1903; Hergenröther-Hollweck, Lehrbuch des
katholischen Kirchenrechts , 1905; Lämmer, Institutionen des katholischen Kirchenrechts“,
1892; v. Scherer I!, II, 1886, 1898; Heiner “, 2 Bde., 1912f; André-Wagner, Die-
tionnaire de droit canonique “, 1894 ff.; Duballet, Cours complet de droit canonique et
de Wjurisprudence canonico-civile LI—III, VII, VIII, XII—XIV, 1896—1902; Wernz, lus
decretalium, I7, 1913, IIIIV , VI, 1906—1913: Süägmüller', 1909; Haring, Grundzüge
des katholischen Kirchenrechts 1— III, 1906—1910. Ausländische Zeitschriften: Analecta kurin
pontificli, 29 Bde., 1855—1891, dann fortgesetzt als Analecta ecclesiastica, 19 Bde., 1893—1911;
Le canoniste contemporain, seit 1878, bis jetzt 36 Bde.; Nuntius Romanus, 1882—1905, auf-
gegangen in den Acta Pontificia (§ 61). Revue canonique, 1896 ff.
Erstes Kapitel.
Die Rechtsquellen.
§ 60. Heilige Schrift und Tradition.
Die Heilige Schrift in der vom Trienter Konzil für authentisch erklärten lateinischen
Fassung der Vulgata ist die Hauptquelle des unabänderlichen jus divinum (positivum), wie
denn auf ihr, nach katholischer Lehre, der Grundstock des kirchlichen Verfassungsrechtes, ins-
besondere der päpstliche Primat und der Episkopat, ruht. Unabänderliches göttliches Recht
ergibt aber auch ein Teil der Überlieferung, nämlich die sonstigen, von Christus mündlich ge-
gebenen und durch die Kirchenväter beglaubigten sowie durch den Heiligen Geist geoffenbarten
Anordnungen, sogenannte traditio divina. Der andere Teil, die traditio humana, und zwar
die apostolische (apostolica) oder eine kirchliche (ecelesiastica), schafft lediglich ius humanum,
das, mag es noch so grundlegend und altehrwürdig sein, vom kirchlichen Gesetzgeber abgeändert
werden kann.
Schneider, Die Lehre von den Kirchenrechtsquellen, 1892; Hübler, Kirchenrechts-
quellen (oben S. 279); Jacobson, Über den gesetzlichen Charakter des römischen Katholizismus
und die Autorität der K. Schrift, Z. f. Kr. VII, 1867; Sieffert, Das Recht im Neuen Testa-
ment, 1900.
8§8 61. Konzilsbeschlüsse und päpstliche Erlasse.
Unter dem eigentlichen Kirchengesetzesrecht steht noch heute obenan dasjenige des Corpus
juris canonici, von dem freilich ein großer Teil nicht mehr zur Anwendung gebracht wird oder
werden kann, so daß es als dauernd oder vorübergehend ruhendes („latentes“) Kirchenrecht
erscheint. Den Gegensatz dazu bildet das noch aktuelle, den kanonischen Grundsätzen ent-
sprechende Kirchenrecht sowie die vigens ecclesiae disciplina, die temporum ratione habita