Full text: Preußisches Staatsrecht.

182 8 8. Die Rechte der Preußen. 
grenzten Ausschnitten der natürlichen Willensfreiheit 
der „Preußen“. Der Sicherung dieser subjektiven 
öffentlichen Rechte dient einmal das auf der Verfassung 
beruhende Institut der Volksvertretung, welche zwar 
nur eine Interessenrepräsentation des regierten Volkes, 
damit aber auch der durch die Verfassung garantierten 
rechtlichen Interessen der einzelnen Regierten ist 
(vgl. Art. 108, Eid), und ohne deren Mitwirkung prinzi- 
piell auch die gewöhnliche Legislative nicht vorwärts 
gehen kann. Sodann hat auch der Einzelne schon in 
dem Petitionsrecht des Art. 32 einen allgemeinen 
formalen Rechtsbehelf zum Schutz seiner durch die 
Verfassung garantierten Rechtssphäre, insbesondere 
durch Beschwerdeführung an die selbst mit dem Recht 
der Ministeranklage (Art. 61), der unbedingten Aus- 
kunftsforderung gegenüber den Ministern (Art. 81) und 
einer beschwerdeführenden Adresse an den König 
(Art. 81) ausgestatteten Kammern. 
Trotz des verfassungsmäßigen Prinzips der qualita- 
tiven Rechtsgleichheit aller preußischen Staatsangehörigen 
im engeren Sinn wird eine rechtliche Sonderstellung zu- 
geschrieben: a) den Mitgliedern des Königlichen Hauses; 
) den Mitgliedern des Hohenzollernschen Fürstenhauses 
(Staatsvertrag v.7. Dezember 1849, Art.12, A.E. v. 14. August 
1852); c) den Familien des hohen Adels. Zum Teil beruht 
die Sonderstellung zu a und b auf Reichsrecht (z. B. 
SS 375, 482 2.P.O., $ 5 E.G). Zu der Gruppe c gehören 
die Familien der mittelbar gewordenen deutschen Reichs- 
fürsten und Grafen, deren Besitzungen seit 1815 der 
Monarchie einverleibt worden bzw. die denselben gleich- 
gestellten Familien (Deklarationsgesetz v. 10. Juni 1854). 
ie besitzen insbesondere (V. 21. Juni 1815, Instr. v. 
30.Mai 1820): 1.Ebenbürtigkeit mit den regierenden deutschen 
Fürstenhäusern; 2. die Autonomie mit Bezug auf ihre 
Güter und Familienverhältnisse, jedoch nicht in Wider- 
spruch mit den Landes- und Reichsgesetzen (Art. 58 E.G. 
.G.B); 3. für die Familienhäupter in peinlichen Sachen 
einen priyilegierten Gerichtsstand vor Austrägen ($ 4 
E.G. G.V.G.). 
‚ Mitglieder des Königlichen Hauses sind die Königin, 
die ebenbürtige königliche Witwe, der König nach einem 
Thronverzicht, alle Prinzen und Prinzessinnen, die vom
	        
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