294 Josef Grunzel, Die Industrie.
k) Herstellung von elektrischen Maschinen, Apparaten, Anlagen usw. ...... 5.391 142.171
1. Herstellung von Stromerzeugungsmaschinen usw. ...ceeececeennenen 105 27.703
2. Herstellung von Akkumulatoren usw. ....ezenseesenenenenenennenen 85 3.529
3. Herstellung von elektrischen Telegraphen usw. ..........zessenen.: 134 7.830
4. Herstellung von anderen elektrischen Apparaten (Lampen usw.)..... 593 42.001
5. Herstellung von elektrischen Anlagen (Installationsanstalten) ........ 2315 27.714
6. Betriebe für Elektrizitätserzeugung usw. .....c-nseeeersennennun nenn 2.065 23.208
7. Fabrikation von Erd- und Seekabeln .........ereneonenreennenunen 94 10.186
Die eigenartigen Verhältnisse der Maschinenindustrie finden sich in gesteigertem Masse in
dem modernsten Zweige derselben, in der elektrotechnischen Industrie. Die praktische Verwendung
des elektrischen Stromes kannte man schon seit dem Jahre 1837, aber vorläufig nur in der Schwach-
stromtechnik zur Verständigung über weite Entfernungen. Erst im letzten Viertel des 19. Jahr-
hunderts kam die Starkstromtechnik auf, zunächst für die Zwecke der Beleuchtung (Bogenlampen
und später Glühlampen), dann erschloss die Möglichkeit der elektrischen Kraftübertragung das
Gebiet der Verkehrsmittel, die Elektrisierung der Strassenbahnen vollzog sich mit überraschender
Schnelligkeit und die der Fernbahnen wurde begonnen, schliesslich kamen die Errungenschaften
der Elektrochemie. In dem Wirbel von neuen Ereignissen und in der Hast der drängenden Kon-
kurrenz war es wohl schwer, zwischen Wägen und Wagen die richtige Mitte zu halten. Im letzten
Dezennium des Jahrhunderts entstand eine lebhafte Gründungstätigkeit. In der Zeit von 1895 bis
1900 stieg die Zahl der Elektrizitätswerke in Deutschland von 180 auf 774, die Leistungsfähigkeit
derselben von 40471 auf 230 058 Kilowatt, die Ausdehnung der elektrischen Bahnen von 854 auf
5308 Gleiskilometer und die Leistungsfähigkeit derselben von 18560 auf 92498 Kilowatt. Die
Produktionsstatistik von 1898 ergab eine Gesamtproduktion im Werte von 228,7 Mill Mark, davon
211.1 Mill. Mark für Starkstromfabrikate. Die Unternehmer erkannten bald, dass ihre Hauptaufgabe
nicht so sehr die Deckung, als vielmehr die Weckung des Bedarfes sei. Damit gesellte sich aber zu
der technischen Leistung eine rein finanzielle, nämlich die Gründung von Aktiengesellschaften für
Elektrizitätswerke und Strassenbahnen, für welche selbst die kleineren Städte leicht zu begeistern
waren, falls die Kosten auf andere Schultern abgewälzt werden konnten. Die Elektrizitätsgesell-
schaften konnten aber nur bei grossen Anlagen von allgemeinem Interesse die Aktien der neugegrün-
deten Gesellschaft rasch genug im Publikum unterbringen und damit die festgelegten eigenen Mittel
frei bekommen. Zu bloss lokalen Unternehmungen mussten sie das Finanzkapital zu Hilfe nehmen,
und zwar entstanden zu diesen Zwecke im Ausland (Schweiz, Belgien) eigene Banken, welche inter-
nationale Bedeutung erlangt haben. Die Bank für elektrische Unternehmungen in Zürich bei-
spielsweise besitzt Aktien von 17 Elektrizitätswerken und 4 Transportunternehmungen in Deutsch-
land, der Schweiz, Italien, Russland, Spanien und Argentinien und ist ausserdem an 2 Werken der
elektrochemischen Industrie, einer Fabrikationsunternehmung für elektrotechnische Artikel und
7 Finanzierungsgesellschaften beteiligt. Die Gefahr war gross, dass die elektrotechnische Industrie in
ihrem Bestreben, sich durch künstliche Schaffung von Abnehmern selbst Bedarf zu erzeugen, zu
weit geht, undsie wurdenicht vermieden. Zu Beginn desjetzigen Jahrhundertsbrach infolgeallgemeiner
Überproduktion die Krise herein. Diese beschleunigte den ohnehin schon wirksamen Konzen-
trationsprozess. Bis zur Krise weren in Deutschland 6 grosse Firmen auf dem Gebiete der Elektro-
technik tätig, in den Jahren 1903 bis 1905 entstanden aber durch Verschmelzung die drei grossen
Konzerns, die noch heute bestehen: die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, die Siemens-Schuckert-
werke und die Felten & Guilleaume-Lahmeyer-Werke, doch befindet sich schon die Majorität der
Aktien der letztgenannten Werke im Besitze der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft. Unterdessen
ist aber neue Konkurrenz entstanden, insbesondere haben die Schweizer Aktiengesellschaft Brown
Boveri & Co. und die amerikanischen Bergmann-Elektrizitatswerke ihren Einfluss geltend gemacht.
Übrigens haben sich auch die Beziehungen der Elektroindustrie in den verschiedenen europäischen
Staaten unter einander so verdichtet, dass selbst internationale Vereinbarungen nicht aus-
geschlossen sind.
. Ein Ruhm des modernen Deutschland ist die chemische Industrie. In ihr hat das Bündnis
wissenschaftlicher Forschung und praktischer Arbeit die grössten Triumphe gefeiert. Sie ist heute