Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

22 Die letzten Merowinger in der Gewalt der Pippiniden oder Karolinger. 
aus ihm die Grafen, die anstatt eines Gehaltes ebenfalls Lehns— 
güter in ihren Gauen erhielten; später wurde das Grafenamt selbst 
und damit der ganze Gau als ein Lehen betrachtet. Die Grafen 
hatten ebenso wie die anderen großen Vasallen wieder ihre Unter- 
vasallen, und diese oft wieder ihre Hintersassen u. s. f. Dem Bei- 
spiele der fränkischen Vornehmen folgten bald auch die romanischen 
Großgrundbesitzer, und sogar die Bischöfe und Abte sahen sich ge- 
nötigt, zum Schutze ihrer Güter gegen räuberische Nachbarn Vasallen 
in ihren Dienst zu nehmen und mit Kirchengut zu belehnen. Da die 
Vasallen mancherlei Vorteile genossen und namentlich von ihren Lehns- 
herren geschützt werden mußten, so übertrugen besonders in kriegerischen 
Zeiten viele Freie ihre Allodien freiwillig einem mächtigen Manne, 
um sie von ihm als Lehen wieder zurückzuerhalten. Auf diese Weise 
entstanden zahlreiche größere und kleinere Vasallenheere, die schneller 
als der Heerbann aufgeboten werden konnten; aber es war auch Gefahr 
vorhanden, daß sich neben dem Könige die großen Lehnsherren 
selbständig machten. Als es dann wirklich dahin kam, brachte sie Karl 
Martell (§ 19) teils durch Gewalt, teils durch Verleihung von Gütern 
dazu, daß sie doch den König als ihren obersten Lehnsherrn aner- 
kannten. So bildete das Lehnswesen schließlich das anfangs feste, 
später immer lockrere Band zwischen dem Könige und seinen mannigfach 
abgestuften Untertanen; es verbreitete sich vom fränkischen Reiche all- 
mählich über ganz Westeuropa und blieb das ganze Mittelalter hin- 
durch herrschend. 
Die letzten Merowinger in der Gewalt der Pippiniden oder 
Karolinger. Pippin II. bis 714.]) Die letzten Merowinger mußten 
allen Einfluß an das vornehme Geschlecht der Pippiniden, der 
späteren Karolinger abgeben. In der Maas-, Mosel= und Rhein- 
gegend reich begütert, erhob sich Pippin II. der Mittleret) als 
  
1) Stammtafel der Pippiniden oder Karolinger (eigentl. Arnulfinger): 
Arnulf, Bischof von Metz. Pippin I. der Altere 640. 
6 
Ansegiesel Begga 
Pippin II. der Mittlere + 714. 
  
Karl Martell •*" 
Pippin III. der Kleine 768. 
1 
Karl der Große 814.
	        
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