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II. Geschichte des deutschen Reiches bis zum
Ende des Mittelalters (etwa 1512).
1. Die Beit der deutschen Karolinger 343—911.
Ludwig der Deutsche 813—876. [Vertrag von Mersen 870.)
Mit diesem Ludwig, einem schlichten aber tatkräftigen Herrscher, be-
ginnt die Geschichte des selbständigen deutschen Reiches. Das
Mittelreich Lothars löste sich bald auf, und seine deutschen Bestand-
teile fielen in dem Vertrage von Mersen, den Ludwig mit Karl
dem Kahlen 870 abschloß, ebenfalls an Deutschland. Das so er-
worbene Land, etwa nördlich vom Hochlande von Langres, erhielt jetzt
den Namen Lothringen?).
Karl III. der Dicke2) 876—887. [Vereinigung des alten
Frankenreiches.] Ludwig teilte Ostfranken wieder unter seine
drei Söhne, von denen der kränkliche und schwache Karl III. der
Dicke die Kaiserkrone und nach dem Tode der Brüder (882) auch
ganz Deutschland erwarb; ja als in Westfranken eigentlich der un-
mündige Enkel Karls des Kahlen, Karl der Einfältige, den Thron
besteigen sollte, wählten die Großen nicht diesen, sondern (884) eben-
falls Karl den Dicken zu ihrem Könige. Dieser vereinigte daher noch
einmal fast das ganze Frankenreich, aber nur auf kurze Zeit; denn
schon 887 wurde er wegen seiner Rat= und Tatlosigkeit zur Ab-
dankung gezwungen. Er starb schon 888.
1) Bei Maastricht.
2) So genannt nach dem gleichnamigen Sohne Lothars, dem dieses Land
bei einer frühern Teilung zugefallen war.
:) Die Reihenfolge der Kaiser ist diese: Lothar 840—855; sein Sohn
Ludwig II. 855—875; Karl II. der Kahle 875—877; Karl III. der Dicke
881—887; Arnulf von Kärnten 896—899; Ludwig III.; Berengar I bis
924. — Karl III. hat erst im 12. Jahrhundert den Beinamen der „Dicke“ erhalten.