Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Otto III. 983—1002. 39 
[Kämpfe gegen Frankreich und in Italien.] Alsdann 
unternahm Otto II. einen Feldzug gegen König Lothar von Frank- 
reich, der sich ohne Kriegserklärung Aachens bemächtigt hatte, um 
Lothringen seinem Reiche einzuverleiben. Otto vergalt die lÜber- 
rumpelung, bei der er fast in Gefangenschaft geraten wäre, mit einem 
Zuge bis vor Paris und zwang den französischen König zum Verzicht 
auf Lothringen. Darauf trat Otto II., von einer zahlreichen Ritter- 
schaft begleitet, seinen Römerzug an; er faßte als Gemahl Teophänos 
den Entschluß, Unteritalien den Griechen und ihren Todfeinden, den 
Arabern, die schon lange Sizilien in Besitz hatten und von hier aus 
den Süden Italiens mit Raubzügen heimsuchten, für immer zu ent- 
reißen. Aber die bisherigen Gegner vereinigten sich jetzt zu gemeinsamer 
Abwehr, und die Araber brachten dem Kaiser 982 eine furchtbare 
Niederlage bei Kotröne in Kalabrien bei: Otto rettete sich nur wie 
durch ein Wunder auf ein griechisches Schiff, dessen Mannschaft ihn 
nicht erkannte und ihn in der Hoffnung auf großen Gewinn in Sicher- 
heit führte. Auf die Nachricht von dieser Niederlage erhoben sich auch 
die Slawen zwischen Elbe und Oder, vernichteten die deutsche Herr- 
schaft und das Christentum und erhielten sich seitdem bis in die 
Mitte des 12. Jahrhunderts unabhängig. 
Otto III. 983—1002. [Regentschaft.] Da Otto III. noch 
ein Kind war, führte zunächst seine Mutter Theophäno und nach ihrem 
Tode seine Großmutter Adelheid die Regentschaft. Außer diesen 
beiden Frauen übten noch Ottos II. Schwester Mathilde, Abtissin 
von Quedlinburg, der Erzbischof Willigis von Mainz und der 
gelehrteste Mann der Zeit, Gerbert von Reims, einen großen Einfluß 
auf den geistig regsamen, aber überspannten Knaben aus, der wegen 
seiner vielen Kenntnisse sich den Beinamen „Wunder der Welt“ 
(Mirabilia mundi) erwarb. Heinrich der Zänker machte einen ver- 
geblichen Versuch, die Königskrone an sich zu bringen; er erhielt aber 
das Herzogtum Bayern zurück und hieß, da er seitdem ruhig blieb, 
fortan der „Friedfertige“. 
[Ottos III. Kaisertum.] Nach der Mündigkeitserklärung hielt 
sich Otto III. meist in Italien auf 1); er entfremdete sich hier dem 
Deutschtum gänzlich und lebte sich so sehr in das römische Wesen ein, 
  
1) Er wurde von Gregor V., dem ersten Deutschen auf dem pöpstlichen 
Stuhle, einem Verwandten des Sachsenhauses, zum Kaiser gekrönt.
	        
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